Schau-Bilder
Reitspergers Raumschöpfungen
No. 01/2020
In Museen wird immer häufiger darauf verzichtet, Werke zu benennen oder den Betrachter mit Informationen zu überschütten. Die ungegenständlichen Bilder von Otto Reitsperger laden in ihrer spannenden, meditativen Ausstrahlung geradezu ein, sich ohne Hintergrundwissen auf sie einzulassen, Herz und Sinne zu öffnen, zu staunen, zu hinterfragen.
Der Titel seiner aktuellen Ausstellung und des Begleitkatalogs Den Raum denken lässt erkennen, dass es bei der Malerei des österreichischen Künstlers (*1955) nicht nur um formale Auseinandersetzungen zwischen Fläche und Räumlichkeit geht, sondern vor allem um Wahrnehmungsprozesse, die „von Irritation und Illusion, von Täuschung und Ent-Täuschung begleitet“ werden, schreibt Reinhard Buskies, Mitherausgeber des Bandes. Er bezeichnet Reitspergers Werke als „Schau-Bilder im besten Sinne des Wortes“.
Wie ein roter Faden zieht sich durch Reitspergers unterschiedliche Werkphasen das Thema, den Raum zweidimensional zu inszenieren. Reduzierte, changierende, wellenartig strukturierte Hintergründe in verschiedenen Farb- und Helligkeitsstufen korrespondieren mit dunklen Balken oder Rahmen. Daraus entsteht in den Werken eine hohe Bildspannung, die jedoch nichts Zerstörerisches ausstrahlt, sondern eine hohe Sinnlichkeit und Poesie. cs
Otto Reitsperger. Den Raum denken. Malerei Bis 10. Mai 2020 Galerie Roy, Felantix, Mallorca 1. Juli bis 30. September 2020 galerie wuensch aircube, Linz Premiumband: Halbleinen mit Lesebändchen Katalog zur Ausstellung Hrsg. Daniel Roy, Reinhard Buskies Hirmer Verlag € 39,90