Mike Kelley

Der Geist und seine Geister

No. 01/2024

Die mit Abstand bedeutendste Retrospektive im diesjährigen internationalen Kunstkalender dürfte Mike Kelley. Ghost and Spirit sein. Aktuell zeigt das K21 – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf die groß angelegte Museumsschau, die aus der Zusammenarbeit der Bourse de Commerce in Paris/Sammlung Pinault, dem K 21, der Tate Modern, London, und dem Moderna Museet, Stockholm, entstanden ist. In Paris wurde die Ausstellung bereits im letzten Herbst gefeiert.

Mike Kelley, Ectoplasm Photograph 7, 1978/2009 © Mike Kelley Foundation for the Arts/VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Mike Kelley (1954 in Detroit – 2012 in Los Angeles) war ein Erneuerer, der uns seit den 1980er Jahren mit düster-humorvollen, handgefertigten Skulpturen und raumgreifenden Installationen aus gebrauchten Plüschtieren überraschte und gleichermaßen irritierte. In der Kunstszene sprach damals jeder über diesen schwer einzuordnenden Künstler der amerikanischen Westküste. Sein Werk hat auch heute, zwölf Jahre nach seinem Suizid, nichts von seiner Aktualität verloren: Es hinterfragt radikal, wie uns Erziehungssysteme, Klassen- und Genderzugehörigkeit während der Kindheit fürs spätere Leben prägen. Durch subkulturelle Zitate und die Spannung zwischen intellektuellem Tiefgang und der Oberflächlichkeit der Pop-Ästhetik schafft Kelley schaurig-schöne Anordnungen, die nicht nur verführen, sondern oft auch ins Trashige oder Unheimliche abgleiten. So auch Kandors, eine der zentralen Installationen der Ausstellung: 21 futuristische Miniaturstädte aus Kunstharz glühen hier in magischen Farben. Ob Herr dieser funkelnden, aber einsamen Schatzkammer nun Superman oder der Künstler selbst ist, bleibt dahingestellt. ck

Mike Kelley. Ghost and Spirit
Bis 8. September 2024
K21 – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 55,–