Der Schirm als Liebesbegriff

„Amouren und Amürchen“ im Werk von Carl Spitzweg

No. 01/2024

Die Sammlung Georg Schäfer in Schweinfurt und das Kunsthaus Apolda zeigen eine umfangreiche Sonderausstellung über den Münchner Maler Carl Spitzweg (1808–1885). Dabei kann die Sammlung Schäfer auf den eigenen Bestand aufbauen, der als größte Spitzweg-Kollektion der Welt gilt.

Carl Spitzweg, Der arme Poet, Entwurf, ca. 1837, Grohmann Museum, Milwaukee

 

Thema der Schau ist Der rote Schirm. Der Maler stellt liebevoll-spöttisch die vermeintlich heile Welt des Bürgertums der Biedermeierzeit dar. Mit Ironie und feinem Humor üben seine meist kleinformatigen Gemälde mit karikaturhaften Protagonisten eine sanfte Form der Gesellschaftskritik: Hinter der bürgerlichen Fassade lauern Doppelmoral, Bigotterie und Prüderie.

Das Requisit des Schirmes taucht bei Spitzweg als Symbol für oft unerfüllte Sehnsucht nach Liebe auf: Zweimal platzten seine Träume, eine auf Liebe gegründete Ehe einzugehen. Schirme sind im Biedermeier den gehobenen Schichten vorbehalten. Geschlossen ähneln sie einem Phallus, geöffnet dem weiblichen Schoß. Ein roter Schirm zählt auch zur Ausstattung eines Hochzeitsladers im ländlichen Raum. wr

Der rote Schirm.
Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg
Bis 16. Juni 2024
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Ab 1. September 2024
Kunsthaus Apolda Avantgarde

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 34,90