Bauhaus und Nationalsozialismus

No. 01/2024

Eine innovative künstlerische Haltung allein schützt noch nicht gegen die Verführbarkeit politischer Machenschaften – das zeigt die kommende Jahresausstellung in Weimar zum Thema Bauhaus und Nationalsozialismus, die an drei Orten verschiedene Schlaglichter setzt und mit Illusionen aufräumt.

Für zahlreiche Künstler*innen der Avantgarde gestaltete sich die Machtergreifung von Adolf Hitler im Jahr 1933 zum gravierenden Einschnitt in ihre Biografie. Während die einen aufgrund ihrer Herkunft aus Deutschland fliehen mussten, wurden andere als „entartet“ diffamiert, ihrer Professur enthoben, erhielten Malverbot, zogen sich in die innere Immigration zurück, gingen freiwillig ins Exil, wurden vernichtet – oder kooperierten einschlägig mit dem Regime. So kategorisch die Lebensentwürfe einiger Protagonisten aus der Rückschau erscheinen mögen, so ambivalent entlarven sich viele beim genaueren Hinschauen, oftmals auch als Prozess, wie es die Künstler*innen vom Bauhaus Weimar, später Dessau und Berlin beispielhaft vorführen.

Der Klassik Stiftung Weimar ist es gelungen, am Gründungsort des Bauhauses rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen sowie namhaften Museen in Europa und den USA zusammenzutragen, um ihre drei Ausstellungsorte in Weimar mit jeweiligen Schwerpunkten zu bespielen. Mit dem Fokus auf „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933“ widmet sich das Museum Neues Weimar den verschiedenen Strömungen und Konflikten, die von der Gründung des Bauhauses im Jahr 1919 an kontinuierlich bis zur Auflösung der Institution 1933 die legendäre Kunstschule durchflochten. Die massiven Restriktionen, die die Bauhäusler*innen bereits ab dem Jahr 1930 erfuhren, bis hin zum Andienen, wie etwa der Fertigung von Hitlerbüsten für die Propaganda, thematisiert das Bauhaus Museum unter dem Titel Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937. Gesichter erhalten die Mitglieder schließlich im Schiller-Museum, das eine Vielfalt von „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945“ nachzeichnet, die bei vielen Bauhäusler*innen zu massiven Verstrickungen führten und für 21 mit dem Tod durch das Gewaltregime endeten. af

Bauhaus und Nationalsozialismus
9. Mai bis 15. September 2024
Klassik Stiftung Weimar

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 49,90