Hinter der Kamera

Karl Struss, der Filmkünstler von Hollywood

No. 01/2024

Der Name Karl Struss (1886–1981) ist ein Synonym für Foto- und Filmkunst. Seine frühe steile Karriere als Fotograf wurde mit seinem Schaffen als Kameramann in Hollywood, wo er vom Stummfilm bis zum Tonfilm im Technicolor-Verfahren die Entwicklung wesentlich mitgestaltete, noch übertroffen.

Karl Struss, Filmstill aus Sunrise mit Margaret Livingston und George O’Brien, 1927, Amon Carter Museum of American Art, Fort Worth, Texas

Bereits in jungen Jahren war der amerikanische Fotograf Karl Struss in New York ein erfolgreicher Fotokünstler, der seine Arbeiten national und international ausstellte. Mit 25 Jahren wurde er als jüngstes Mitglied in den exklusiven Photo-Secession-Club eingeladen, eine Vereinigung, die 1902 der einflussreiche Fotograf und Galerist Alfred Stieglitz initiiert hatte, in der Absicht, die Fotografie als Kunstform zu etablieren.

Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg 1917 änderte sich die Situation für Struss grundlegend. Während er nach Kansas abkommandiert war, wurde sein 1914 gegründetes Fotostudio geschlossen, die Ausrüstung verkauft und er – wohl wegen seiner deutschstämmigen Mutter – aufgefordert, aus der Vereinigung Pictorial Photographers of America auszutreten. Seine Karriere als Fotograf schien damit beendet. Nach Kriegsende kehrte er nicht nach New York zurück, sondern ließ sich 1919 in Kalifornien nieder, um ein neues Leben zu beginnen. In Los Angeles überzeugte er mit seinen Porträtfotos der Hollywoodstars und Filmstills und wurde noch im gleichen Jahr bei dem damals erfolgreichsten Regisseur und Produzenten Hollywoods, Cecil B. DeMille, als Kameramann unter Vertrag genommen. Fortan war Struss in Hollywood nicht mehr wegzudenken, er arbeitete hinter der Kamera mit den renommiertesten Regisseuren und Schauspieler*innen wie Charlie Chaplin, Mary Pickford, Mae West, D. W. Griffith und Walter Murnau zusammen. Für den Film Sunrise (1927), der bis heute als Höhepunkt der Stummfilmkunst gilt, erhielten Struss und sein Kollege Charles Rosher den ersten je vergebenen Oscar für die beste Kamera.

Der reich bebilderte Band Moving Pictures begleitet mit Fotografien, Filmstills und Archivmaterial die rund 60-jährige Karriere des Künstlers und rückt diesen Pionier der Filmkunst erneut ins Licht. um

Moving Pictures
Karl Struss and the Rise of Hollywood
12. Mai bis 25. August 2024
Amon Carter Museum of American Art, Fort Worth, TX

Katalog zur Ausstellung
Text: Englisch
Hirmer Verlag € 49,90