„Jedes Kunstwerk lügt die Wahrheit herbei“

Xenia Hausners Spiel mit der Wirklichkeit

No. 04/2020

Die Malerin Xenia Hausner zählt heute zu den wichtigsten Künstlerinnen Österreichs. In ihren Gemälden inszeniert sie eine Wirklichkeit, die geheimnisvoll und trügerisch ist, denn „über die Erfindung und Fiktion lernen wir die Welt besser zu verstehen“. Ein fulminanter Katalog zu der kommenden Wiener Ausstellung feiert die Künstlerin im großen Stil.

Xenia Hausner, EXILES 1, 2017, Courtesy Xenia Hausner, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Es sind kraftvolle und seltsam stumme Bilddramen, die sich in der Malerei von Xenia Hausner ereignen, mit meist weiblichen Figuren, die in komplexe Beziehungen und Situationen verstrickt sind. Dabei spielt die Künstlerin mit unserem Verständnis von Wahrheit – „für Hausner ist Wirklichkeit stets eine Konstruktion von Wirklichkeit“, schreibt Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor des Wiener Albertina Museums im Ausstellungskatalog.

Die Szenen, die die Künstlerin festhält, scheinen Teil einer Geschichte zu sein und ähneln Film Stills. In ihrem Atelier konstruiert sie aufwendige Settings und fotografiert sie, um anschließend mit dem Malen zu beginnen – trotz Vorlage bleibt dies ein dynamischer Prozess, wie „Dreharbeiten mit täglich neuem Skript“. Xenia Hausner war bis Mitte der 1990er Jahre als Bühnenbildnerin tätig, was sich entscheidend auf ihre zweite Karriere als Malerin auswirkte. Nach den künstlerischen Kompromissen, die sie am Theater eingehen musste, verfolgte sie nun ihre eigenen Ideen: „Malen ist ein offener und irrationaler Vorgang, spontan und widersprüchlich. Ich will nicht, dass zu Beginn schon alles feststeht, es muss etwas Ungelöstes mitschwingen, das ich herausfinden kann“, sagt sie im Gespräch mit Elsy Lahner, der Kuratorin der Ausstellung Xenia Hausner. True Lies.

Die retrospektiv angelegte Schau ist zwar erst im nächsten Jahr vom 19. März bis 27. Juni im Wiener Albertina Museum zu Gast, der vorab erschienene Katalog stimmt jedoch hervorragend darauf ein. Im großzügigen Format bringt er auf 240 Seiten die überwältigende Präsenz von Hausners Bildern von den frühen Arbeiten bis zu der bewegenden Exiles-Serie eindrucksvoll zur Geltung. Rund 120 Farbabbildungen, Detailansichten, Texte, Fotografien und ein ausführliches Interview geben Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer Werke. Neben Kunsthistoriker*innen kommen Schriftstellerinnen wie Eva Menasse, Autoren und Künstler wie Daniel Kehlmann, Christoph Ransmayr und André Heller zu Wort, deren Essays etwas eint: Die Verneigung vor dem großartigen Werk der „kühnen Frauenmalerin“. um

Cover für Xenia HausnerXenia Hausner. True Lies
Vom 19. März bis 27. Juni 2021
Albertina Museum, Wien
Katalog zur Ausstellung
Hg. Klaus Albrecht Schröder, Elsy Lahner
Text: Englisch + Deutsch in getrennen Ausgaben
Hirmer Verlag € 45,–