Schluss – Aus – Ende

Bilder aus der allerletzten Schaffensphase

No. 01/2013

Letzte Bilder. Von Manet bis Kippenberger lautet der Titel der Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, die rund 100 Werke herausragender Künstler vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart versammelt. Dieser Name klingt verheißungsvoll, assoziiert er doch, dass der Besucher hier dem Vermächtnis der Künstler begegnen und Zeuge ihrer Schaffensbilanz werden kann. Doch überrascht die Schau den Besucher mit noch vielem mehr.

Martin Kippenberger, Untitled, aus der Serie Jacqueline: The Paintings Pablo Couldn´t Paint Anymore, 1996 Foto: Mamco, Genf – I. Kalkkinen, Genf © Estate Martin Kippenberger

Martin Kippenberger, Untitled, aus der Serie Jacqueline: The Paintings Pablo Couldn´t Paint Anymore, 1996 Foto: Mamco, Genf – I. Kalkkinen, Genf © Estate Martin Kippenberger

Anders als bei den letzten Worten großer Persönlichkeiten, die je nach Situation und Temperament eher Spontaneität widerspiegeln – „Schade“ (Paula Modersohn-Becker), „Scheiße auf die ganze Gesellschaft. Scheiße auf alles, was unwichtig ist“ (Joan Miró) oder „Gott wird mir vergeben, das ist sein Beruf“ (Heinrich Heine) – verhält es sich mit dem letzten Bild eines Künstlers. Es wird nicht aus dem Kontext gerissen, sondern zeugt von einem Akt letzter Schaffenskraft, der einen besonderen, manchmal auch neuen Blick auf ein Gesamtwerk ermöglicht. Es sind letzte „Geschichten“ der Künstler, Abschiede aus ihren Künstlerleben, die uns die Schirn Kunsthalle zu erzählen weiß. Mit dem kuratorischen Konzept, das eine „lyrische Zusammenstellung“ mit einer „außergewöhnlichen Hängung“ zeigt, so Direktor der Schirn, Max Hollein, konnte das Museum großartige Werke von internationalen Leihgebern versammeln. Zu sehen sind rund 100 Arbeiten von insgesamt 14 Künstlern – darunter Werke von Claude Monet, Henri Matisse, Andy Warhol, Alexej Jawlensky, Willem de Kooning, Martin Kippenberger oder Georgia O’Keeffe – die unter verschiedenen Themenaspekten gegenübergestellt werden. „Neubeginn im Alter“ zeigt beispielsweise Werke von Matisse und de Kooning, die späten Bilder des nahezu gelähmten Jawlenskys sind unter dem Aspekt „Mit beschränkten Mitteln“ zusammengestellt. „Es war unsere Idee, die Vielfalt der möglichen Enden aufzuzeigen“, erklärt Esther Schlicht, die Kuratorin der Ausstellung. Nicht jeder Künstler, der hier ausgestellt wird, hat sein nahes Ende erwartet. Einer unter ihnen schuf als letzten Akt einen Bilderzyklus mit dem treffenden Titel Last Supper – angelehnt an das legendäre Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci. Ein Vermächtnis, das dem genialen Künstler Andy Warhol vorbehalten bleibt. um

 

9783777420394_3Dn
Letzte Bilder. Von Manet bis Kippenberger
Schirn Kunsthalle Frankfurt bis 2. Juni 2013 
Hg. Max Hollein, Esther Schlicht
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90