Die jungen Wilden der Renaissance
No. 04/2014
Anfang 1500 warf eine junge Künstlergeneration um Albrecht Altdorfer die konventionelle Bildsprache über Bord und schuf Werke, die zu überraschend modernen Ergebnissen führten. Mit rund 120 Exponaten widmet sich die Ausstellung FantastischeWelten dem Phänomen des Expressiven im 16. Jahrhundert.
Es sei „ein außerordentliches Vergnügen, sich eine derart abgedrehte, überraschende und amüsante Kunst anzuschauen“, sagt der Kurator Jochen Sander. Sein Kollege Stefan Roller begeistert sich für die Fülle der Motive und das „vollkommene Tohuwabohu“, das auf den ersten Blick in den Kunstwerken herrsche. Die beiden Ausstellungsmacher verstehen es glänzend, den Besucher für die Wiederentdeckung einer Stiltendenz in Europa zu interessieren, die in der Kunstgeschichte unter dem Begriff Donauschule eingeordnet wurde.
Im frühen 16. Jahrhundert scherten sich die jungen Wilden wie Albrecht Altdorfer, Wolf Huber oder Hans Leinberger wenig um die mathematisch konstruierten Proportionen des menschlichen Körpers. Sie zogen Gliedmaßen in die Länge oder verkürzten sie, bauschten Gewänder dramatisch um die Körper, sorgten mit Lichteffekten wie Gewitterleuchten oder göttlichem Schein für eine expressive Stimmung und interpretierten die Gattungen Landschafts-, Historienbild sowie Porträt unkonventionell und neu. Für diesen hochspannenden Ausflug in den „frühen Expressionismus“ eignet sich als geistiger Reiseproviant hervorragend der prächtig illustrierte Ausstellungskatalog. cs
Fantastische Welten Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500 Bis 8. Februar 2015 Städel Museum, Frankfurt a. Main Hg. Jochen Sander, Stefan Roller, Sabine Haag, Guido Messling Katalog Hirmer Verlag € 45,– → Dieser Titel ist leider vergriffen und kann nicht mehr bestellt werden.