Maler des Glücks

„Monsieur Bonnard ist nicht zu Hause“

No. 03/2019

Er hatte den Ruf, das Glück zu malen: Alltagsszenen, Landschaften und Aktdarstellungen voll poetischer Lebensfreude und üppiger Farbigkeit. Viele seiner schönsten Gemälde entstanden in Phasen von Selbstzweifel und Rastlosigkeit. Das Werk des französischen Malers Pierre Bonnard (1867–1947) steht geradezu exemplarisch dafür, dass sich hinter dem Anschein des Einfachen häufig höchste Komplexität verbirgt.

Pierre Bonnard, Akt in einem Interieur, um 1935, National Gallery of Art, Washington, Collection of Mr and Mrs Paul Mellon

Inspiriert von der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts und Künstlerfreunden wie Henri Matisse sowie seinem ersten Besuch 1909 an der Côte d’Azur und der Begegnung mit dem Mittelmeerlicht, feierte Bonnard in seinen Bildern farbintensiv die Schönheit der Natur und des menschlichen Körpers. Der Maler fühlte sich zwar den Impressionisten verbunden, distanzierte sich jedoch von deren Idee der Freilichtmalerei und dem Malen nach dem Motiv oder Modell. Seine Gemälde entstanden im Atelier, als Übersetzung von ursprünglichen Eindrücken, befreit von allem „Belanglosen“. Kontemplativ zog er sich dorthin zurück, unangemeldeten Besuchern trat er gelegentlich im Malerkittel entgegen und behauptete: „Monsieur Bonnard ist nicht zu Hause.“ Mit seinen Werken lässt uns der Künstler an seiner Wirklichkeit teilhaben, die uns vertraut und durch ihre versteckte Melancholie zugleich trügerisch erscheint. cs

 

 

Cover für Pierre BonnardPierre Bonnard -
Die Farbe der Erinnerung
10.Oktober 2019 bis 12. Januar 2020
Kunstforum Wien

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 34,90