Auf Augenhöhe

Künstler*innen der Romantik

No. 01/2020

Noch im 18. Jahrhundert war die Themenzuweisung klar definiert: Historienbilder, Aktdarstellungen, Menschen und Tiere in Bewegung waren den männlichen Künstlern vorbehalten, das Malen von Stillleben zu Flora und Fauna wurde den Künstlerinnen zugestanden – eine Aufteilung, die sich am Rollenbild der Frau orientierte. Ab dem 19. Jahrhundert nahmen die Malerinnen jedoch zunehmend für sich in Anspruch, in die Männerdomäne vorzudringen.

Caroline Bardua, Johanna Henriette Schopenhauer, geb. Trosiener (1766–1838) mit ihrer Tochter Luise Adele Schopenhauer (1797–1849) vor der Staffelei, um 1806, Klassik Stiftung Weimar, Museen © Klassik Stiftung Weimar, Museen

Angelika Kauffmann wurde auch von der männerdominierten Kunstwelt als ein Ausnahmetalent akzeptiert und darf selbstverständlich bei der aktuellen Ausstellung Talent kennt kein Geschlecht. Malerinnen und Maler der Romantik auf Augenhöhe im Schweinfurter Museum Georg Schäfer nicht fehlen. Wie aber sah es mit weniger bekannten Malerinnen aus, die zeitgleich zu Kauffmann versuchten, als Künstlerin Anerkennung und Erfolg zu erlangen? Anhand von 16 deutschen Malerinnen der Romantik, deren Werke denen von 20 männlichen Kollegen gegenübergestellt werden, geht die Ausstellung u. a. der Frage nach, ob es eine geschlechtsspezifische Kunst gab, das heißt einen weiblichen und einen männlichen Blick auf das Bildmotiv. Nach dem Dafürhalten der Gesellschaft Anfang des 19. Jahrhunderts war die Antwort klar, wie das Beispiel des Porträt- und Historienmalers Wilhelm von Kügelgen zeigt, der über die Malerin Carolina Bardua urteilte: „An Ausdauer, Fleiß und Konzentrationsfähigkeit übertraf sie ihr Geschlecht“ – weibliches Talent wurde demnach am Wertemaßstab der „Kunst der Frauen“ gemessen und stand inhaltlich und qualitativ abseits der männlichen Kunst.

„Auf Augenhöhe“ präsentiert die Schau Werke u. a. von Angelika Kauffmann, Caroline Bardua, Marie Ellenrieder, Louise Seidler, Julie Gräfin von Egloffstein und Maria Angelika Weiß neben Arbeiten ihrer männlichen Kollegen wie Friedrich Wilhelm von Schadow, Joseph Karl Stieler oder Ferdinand Georg Waldmüller. Zur Ausstellung ist ein reich illustrierter, informativer Bildband erschienen. um

Cover für Talent kennt kein GeschlechtTalent kennt kein Geschlecht
Malerinnen und Maler der Romantik auf Augenhöhe
Bis 10. Mai 2020
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Katalog zur Ausstellung
Hrsg. Wolf Eiermann
Hirmer Verlag € 34,90