Visionen in XXL
Isolde Maria Johams Bilderwelten
No. 02/2022
Die Glasfenster, Mosaiken aber vor allem die Gemälde der österreichischen Künstlerin Isolde Maria Joham (*1932) treffen den Betrachtenden mit der Wucht einer Naturgewalt. Man staunt vor so viel Leidenschaft, visionärer Originalität, Fantasie, technischer Brillanz und irritierender Schönheit. In der umfangreichsten Ausstellung, die Joham jemals gewidmet wurde, begegnet man ihrer ganz eigenen Welt im Großformat.
Ihre Karriere begann Isolde Maria Joham im Bereich der Glas- und Mosaikkunst, der sie sich über 20 Jahre lang widmete, bevor sie ab Mitte der 1970er Jahre zu ihrer großen Leidenschaft fand, der Malerei. Zu Beginn der 1980er Jahre überraschte Joham die Kunstwelt mit großformatigen Werken, die sich an einer realistischen Wirklichkeit orientierten – vom Publikum und den Kritikern jedoch (noch) nicht verstanden wurden. Johams Themenvielfalt, die sie in den folgenden Jahrzehnten entwickelte, ist beeindruckend und nimmt in vielen Fällen Problemstellungen und Herausforderungen unserer Zeit vorweg: die komplexe Relation von Natur und Technik, die verschwimmenden Grenzen zwischen Mensch und Maschine oder das verführerische Potenzial der kapitalistischen Warenwelt.
Heute gehört Isolde Maria Joham zu den bedeutenden österreichischen Künstler*innen der Gegenwart. Aber sie teilt das Schicksal vieler begabter Malerinnen ihrer Generation: „Bis ins späte 20. Jahrhundert hinein sind Frauen trotz hervorragender künstlerischer Leistungen im Kunstbetrieb vielfach systematisch ausgespart worden“, schreibt Gerda Ridler, die Künstlerische Direktorin der Landesgalerie Niederösterreich und Mitherausgeberin des Katalogs. Eines der wichtigen Ziele dieser Ausstellung ist es daher, Johams Werk eine große Bühne zu bieten und ihm den herausragenden Platz in der Kunstgeschichtsschreibung zuzuerkennen, den es verdient. cv
Isolde Maria Joham Bis 9. Oktober 2022 Landesgalerie Niederösterreich, Krems Katalog zur Ausstellung Hrsg. Gerda Ridler, Alexandra Schantl Englische Zusammenfassung am Ende 272 Seiten, 250 Abbildungen in Farbe Hirmer Verlag € 34,90