Utrecht, Caravaggio und Europa

Aufbruch und Rebellion in Rom um 1600

No. 01/2019

Von Wilfried Rogasch

München freut sich in diesem Frühjahr auf eine prachtvolle Ausstellung. In der Alten Pinakothek geben sich jene holländischen Maler ein Stelldichein, die man als „Caravaggisten“ bezeichnet, da sie von Caravaggios Malstil nach Rom gelockt worden waren.

Gerard van Honthorst, Das Konzert, 1623, National Gallery of Art, Washington
© National Gallery of Art, Washington, Patrons’ Permanent Fund and Florian Carr Fund

Rom galt um 1600 als führende Kunstmetropole Europas, Papsttum, Kardinäle und römischer Stadtadel waren zahlungskräftige Auftraggeber. Künstler aus ganz Italien und Europa strömten in die Ewige Stadt, so auch Michelangelo Merisi (1573–1610), genannt Caravaggio. Mehrere Altarbilder für römische Kirchen machten ihn ebenso berühmt wie umstritten. Revolutionär war seine Anwendung des Lichtes, das die Züge der Menschen in wirkungsvollem Hell-Dunkel-Kontrast aufleuchten lässt. Ebenso neuartig ist sein drastischer Realismus: Einen Pilger vor der Madonna dei Pellegrini in der Kirche Sant’Agostino malte er mit schmutzigen Fußsohlen, was Kritiker als Angriff gegen die Kunst bewerteten.

Die drei wichtigsten holländischen Nachfolger Caravaggios stammten aus der Bischofsstadt Utrecht: Gerard van Honthorst, Hendrick Terbrüggen und Dirck van Baburen ließen sich von Caravaggios Gemälden inspirieren. Die Ausstellung zeigt, wie die Niederländer sich mit der Zeit von ihrem Vorbild emanzipierten, erfolgreich eigene Bildfindungen und Genres schufen und es zu eigener anerkannter Meisterschaft brachten.

Cover für Utrecht, Caravaggio und Europa Utrecht, Caravaggio und Europa 
17. April bis 21. Juli 2019
Alte Pinakothek, München
Katalog zur Ausstellung
dt. und engl. Ausgabe
Hirmer Verlag € 45,–