„Burn, Baby, Burn“

Unterwegs in den Ghettos von Los Angeles

No. 01/2019

Am 11. August 1965 brannten die ersten Häuser in Watts, einem Stadtteil im Süden von Los Angeles. Sechs Tage später waren 200 Häuser völlig ausgebrannt und Hunderte teilweise zerstört. Nach diesen Rassenunruhen zählte man 34 Tote, über tausend Verletzte und mehr als 3500 Verhaftungen schwarzer Bewohner.

In seinem Debutroman Graffiti Palast lässt A. G. Lombardo seinen Helden Americo Monk im wahrsten Sinne des Wortes durchs Feuer gehen. Monk, ein Urbanologe, der in seinem Notizbuch Graffiti archiviert, wird auf dem Heimweg von den Unruhen überrascht. Wie Odysseus wird er zum Spielball der Götter. Gangster, bösartige Cops und homerische Gestalten wie Polyphem und Circe, gar der blinde Mythenschöpfer selbst, kreuzen seinen Weg. Aber immer wieder bewährt sich der Held, der weder „weiß“ noch „schwarz“ ist, auch in den aberwitzigsten Situationen. Währenddessen wartet Karmann Ghia, seine schwangere Freundin, bei ihrer Hausparty auf seine Rückkehr. Wie Penelope ist sie umringt von aufdringlichen „Freunden“. Wird also Zeit, dass Monk endlich nach Hause kommt!

Dem selbst aus Los Angeles stammenden Highschool-Lehrer A. G. Lombardo ist mit seinem Erstling gleich ein großer Wurf gelungen. Mit der Fabulierlust eines T. C. Boyle und der Komplexität und Detailversessenheit eines Thomas Pynchon geht Lombardo munter ans Werk. Er nimmt uns mit auf eine haarsträubende Reise durch ein Kapitel der Zeitgeschichte, das mit „Burn, baby, burn“, den Anfeuerungsrufen der Krawallgaffer, etikettiert wird. Und so kehrt nun auch der Leser atemlos und entflammt zurück. kh

Coverbild Graffiti Palast von A.G. Lombardo, ISBN 978-3-95614-284-0Graffiti Palast
Von A. G. Lombardo
Übersetzt von Jan Schönherr
Gebunden, 352 Seiten

Verlag Antje Kunstmann € 22,–