„Nicht geschönt“

Die Landschaftszeichnungen von Jürgen Schilling

No. 01/2022

Den Künstler Jürgen Schilling (*1954) zog es vor mehr als 40 Jahren aus Deutschland in den Süden Frankreichs, in das Languedoc. Dort fand er in der beeindruckenden Bergwelt und der Weite der Landschaft der Narbonnaise Inspiration für seine Zeichnungen. Der Band Jürgen Schilling. Natur der Landschaft dokumentiert sein zeichnerisches Werk seit den 1980er Jahren, erläutert von Texten des Kunsthistorikers Wilhelm Schlink, der als fachkundiger Freund des Künstlers dessen Schaffen viele Jahre begleitete und es vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über zeitgenössische Landschaftsinterpretationen betrachtete.

Jürgen Schilling, Phel-Grat, 2015 © Jürgen Schilling

Spricht man vom Süden Frankreichs als Sehnsuchtsort für Kunstschaffende, fallen sofort die Ortsnamen Collioure oder Céret, wo sich Anfang des 20. Jahrhunderts Henri Matisse, André Derain, später Georges Braque, Raoul Dufy und Pablo Picasso von der Farbenpracht der Provence inspirieren ließen – die Landschaft der Narbonnaise findet in diesem Zusammenhang kaum Erwähnung. Ihr rauer Charme lieferte den Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts wenig Anregung, Narbonne und seine Umgebung galten eher als eine Gegend, durch die man hindurchreiste. Einer, der sich der herben und ursprünglichen Schönheit dieser Landschaft verschrieben hat, ist der Zeichner Jürgen Schilling. Ganz unmittelbaren Eingang findet die Natur in Schillings Arbeiten, indem er hierfür Pigmente aus der Gegend verwendet, die er zeichnet – was seinen Werken etwas besonders Authentisches verleiht. Mit den Steinen und ihren Maserungen, den Farbnuancen des Himmels, den Schichten, Furchen und Zerklüftungen der Erde findet er für seine Arbeiten die Vorlagen aus der Landschaft, die er nicht verfremdet, sondern, wie Peter Reuss im Vorwort des Bandes schreibt, „in Großaufnahme darstellt; Elemente werden isoliert, Farben und Formen werden zur Geltung gebracht – und daraus entsteht etwas Neues, Nach-Natürliches. Oder, um es mit Cézanne zu sagen: Parallèle à la nature.“ um

Cover für Jürgen SchillingJürgen Schilling
Natur der Landschaft
Hrsg. von Peter Reuss, Wilhelm Schlink
Text: Deutsch / Englisch / Französisch
192 Seiten, 120 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 45,–