Meret Oppenheim

"Endlich! Die Freiheit! Die Harpunen fliegen"

No. 04/2021

Sie malte, zeichnete, entwarf Skulpturen, Objekte und Collagen, kreierte Schmuck und dichtete: Die vielseitige Universalkünstlerin Meret Oppenheim (1913–1985) schuf eines der eindrücklichsten, witzigsten und originellsten Œuvres des 20. Jahrhunderts, das von ihrem lebenslangen Interesse am experimentellen Umgang mit Werkstoffen und inhaltlicher Transformation zeugt. Mit ihrem ikonischen Werk Objet, der pelzüberzogenen Tasse mit Löffel, wurde sie 1936 innerhalb eines Jahres international berühmt.

Meret Oppenheim, Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen, 1936/1967, Moderna Museet, Stockholm, Foto: Albin Dahlström, © 2021, ProLitteris, Zurich

Als Meret Oppenheim im Mai 1932 nach Paris zog, war sie 18 Jahre jung und hatte den festen Vorsatz, Künstlerin zu werden. An der Académie de la Grande Chaumière nahm sie sporadisch Zeichenunterricht, bildete sich jedoch bald autodidaktisch fort. Von ihren Pariser Anfängen im Kreis der Surrealisten bis zu ihrem Werk in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg, das von der Auseinandersetzung mit Pop-Art, Nouveau Réalisme und monochromer Malerei geprägt ist, kreierte Oppenheim unkonventionelle Werkgruppen, die sich der Einordnung in klar abtrennbare Kategorien von Medium, Stil und Kunstbewegung entziehen.

Meret Oppenheim, Maske mit „Bäh“­Zunge, o. J., Privatsammlung, Schweiz, © 2021, ProLitteris, Zurich

Das Kunstmuseum Bern ist die erste Station der großen Retrospektive Meret Oppenheim. Mon Exposition, die alle Phasen ihres Gesamtwerkes von 1929 bis 1985 präsentiert und bis zum 13. Februar 2022 zu sehen ist. Anschließend wandert die Ausstellung nach Houston in die Menil Collection und danach ins New Yorker Museum of Modern Art. Die drei Institutionen haben die Schau gemeinsam konzipiert und sind über das Oppenheim-Werk eng miteinander verbunden: Das Kunstmuseum Bern durfte sich – so von der Künstlerin verfügt – nach ihrem Tod ein Drittel ihrer Arbeiten auswählen und besitzt damit den weltweit größten Bestand ihrer Kunstwerke. Das MoMA war mit der Präsentation der pelzbezogenen Tasse im Jahr 1936 die erste Institution, die Oppenheims Kunst in den Vereinigten Staaten zeigte, und die Menil Collection beheimatet einen besonders umfangreichen Bestand an Arbeiten aus dem Kreis des Surrealismus – eine umfassendere und fundiertere Würdigung der Künstlerin gab es bisher wohl kaum. cv

Cover für Meret OppenheimMeret Oppenheim - Mon Exposition
Bis 13. Februar 2022
Kunstmuseum Bern
Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 39,90