Lieben und Leiden

Die Faszination von Frida Kahlo

No. 02/2023

Sie ist Kult, ein internationaler Star und feministisches Idol. Ihre Ausstellungen sind Publikumsmagnete, viele ihrer Selbstbildnisse Ikonen der Kunstgeschichte. Die mexikanische Malerin Frida Kahlo gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Moderne. Sie fasziniert nicht nur durch ihre Werke, sondern auch durch ihre bewegte Biografie, die von der Liebe zu dem Maler Diego Rivera und den wechselseitigen Affären ebenso geprägt war wie von ihrem politischen Engagement und ihren lebenslangen körperlichen Einschränkungen.

Lieben und Leiden, vor allem diese beiden Pole definieren das Leben von Frida Kahlo (1907–1954). Das körperliche Leiden begann mit einem tragischen Unfall 1925, wenige Wochen nach ihrem 18. Geburtstag: Eine Straßenbahn rammte in Mexiko-Stadt den Bus, in dem Frida saß. Eine Haltestange durchbohrte ihren Unterleib, sie erlitt schwerste Verletzungen. Nach diesem Schicksalsschlag, der ein Leben lang für enorme gesundheitliche Probleme sorgen sollte, fasste sie einen Entschluss: „Ich bin nicht gestorben, und außerdem habe ich etwas, wofür es sich zu leben lohnt: die Malerei.“

Frida Kahlo muss eine beeindruckende Frau gewesen sein, von „seltsamer und unwiderstehlicher Schönheit“, voller „Leidenschaft, die untrennbar mit der Liebe, der Fröhlichkeit und Wahrheit verbunden ist“, sie erschien wie ein „Hochleistungsreaktor, der sich ständig entlud“ – so wird sie von zwei ihrer Weggefährtinnen, der Fotografin Gisèle Freund und der Schriftstellerin Raquel Tibol beschrieben. Für ihren Mann Diego Rivera war Frida Kahlo die erste Künstlerin in der Geschichte, die „mit einer Aufrichtigkeit, die sich als zutiefst zärtlich und grausam zugleich bezeichnen lässt“, ihre Emotionen, Schwächen, Ängste und Verletzlichkeit in Bildern festhält. Vor allem die Selbstbildnisse erzählen von der vielschichtigen und widersprüchlichen Persönlichkeit Kahlos. Sie sind realistische bis surrealistisch anmutende Projektionsflächen für ihr Erleben und ihr Innenleben.

Die reich bebilderte Monografie von Teresa Grenzmann über Kahlo, erschienen in der feinen Reihe Junge Kunst, zeichnet ein differenziertes Bild der Malerin und lässt vor dem Hintergrund ihrer Biografie verstehen, warum ihre Werke, von denen sie sagte „ich habe nie Träume gemalt. Ich habe meine eigene Wirklichkeit gemalt“ so geheimnisvoll und zuweilen auch verstörend wirken. cv

Cover für Frida KahloFrida Kahlo
Reihe Junge Kunst, Band 43
Von Teresa Grenzmann
Gebunden, 80 Seiten
55 Abbildung in Farbe

Klinkhardt & Biermann € 12,90