Imi Knoebel

"Ich komme in meinen Arbeiten immer wieder auf die Anfänge zurück"

No. 02/2023

Der Künstler Imi Knoebel, 1940 in Dessau als Klaus Wolf Knoebel geboren, griff bereits als Student begeistert die Idee der radikalen gegenstandslosen Malerei auf. Gefördert von seinem Akademieprofessor Joseph Beuys und inspiriert vom russischen Maler Kasimir Malewitsch und dessen revolutionärem Bild Schwarzes Quadrat auf weißem Grund entwickelte er im Laufe seines langen künstlerischen Schaffens eine minimalistisch-konzeptuelle Formensprache und gehört heute zu den wegweisenden Vertretern dieser Richtung.

Imi Knoebel, Anima Mundi 2–5, 2013, Sammlung Goetz, München, © the artist/VG Bild-Kunst Bonn, 2023. Foto: Johannes Haslinger

Sein Studium begann Knoebel 1961 an der Werkkunstschule in Darmstadt beim ehemaligen Bauhausschüler Professor Hanns Hoffmann-Lederer. In dieser Zeit lernt er Rainer Giese kennen, mit dem ihn bis zu dessen Tod 1974 eine enge Freundschaft verbindet. Knoebel und Giese geben sich damals beide den Vornamen Imi. 1964 ziehen sie nach Düsseldorf und besuchen an der Kunstakademie gemeinsam mit Jörg Immendorff, Blinky Palermo, Reiner Ruthenbeck, Katharina Sieverding und  weiteren heute namhaften Künstlern und Künstlerinnen die Klasse von Joseph Beuys, der selbst erst 1961 an den Lehrstuhl berufen wurde. Von Anfang an genießen Knoebel und Giese das Privileg, einen der beiden Klassenzimmer für sich allein und damit als Freiraum für ihre künstlerischen Experimente nutzen zu dürfen: den legendären Raum 19.

Die im Kontext dieses Raumes 1968 entstandene Installation Raum 19 aus Hartfaserplatten ist Knoebels erstes Hauptwerk und verweist auf die konzeptuellen Anfänge in seinem Werk. Es steht sinnbildlich für Knoebels Reflexion über das Tafelbild und offenbart zugleich sein bis heute andauerndes Interesse an Materialität und experimentellen Werkstoffen. Der Band Imi Knoebel, der im Nachgang zu der retrospektiv angelegten Ausstellung in der Sammlung Goetz in München erschienen ist, beleuchtet die rund 50 Jahre umfassende künstlerische Entwicklung dieses „junggebliebenen Altmeisters einer radikal gegenstandslosen Malerei“, wie es im Buch heißt. Zusammen mit dem Künstler und seiner Frau Carmen wurden exemplarische Werke seines OEuvres ausgewählt, dabei treten zentrale Werke aus dem reichen Bestand der Sammlung Goetz in Dialog mit Arbeiten aus dem Besitz des Künstlers. Im Buch kann man die gesamte Bandbreite von Knoebels Schaffen nachvollziehen: von den frühen Werken, den puristischen Linienbildern, Lichtprojektionen sowie den hauptsächlich schwarzen und weißen Bildern (1972–1975) über die farbigen Anfänge ab 1974 bis hin zu Objekten aus Betonguss und seinen jüngsten Malereien in Acryl auf Aluminium. Die Präsentation umfasst dabei nicht nur seine geometrisch-minimalistisch anmutenden Werke, sondern auch bisher selten gezeigte expressive Malereien aus den 1980er Jahren. cv

Cover für Imi KnoebelImi Knoebel
Hrsg. von Invild Goetz und Karsten Löckemann
Text: Deutsch/Englisch
144 Seiten, 110 Farbabbildungen

Hirmer Verlag € 33,-