Erwin Osen

Schieles Künstlerfreund

No. 02/2023

Mit seiner schillernden Persönlichkeit und überbordenden Kreativität war Erwin Osen (1891– 1970) für Egon Schiele mehr als nur ein bewunderter Künstlerkollege, die beiden verband eine Zeit lang eine geradezu symbiotische Beziehung. Osens eigenes Schaffen sowie sein prägender Einfluss auf Schieles expressionistisches Frühwerk werden erstmals in der Publikation Erwin Osen. Egon Schieles Künstlerfreund ausführlich thematisiert.

Erwin Osen, Stehender Halbakt (Moa Mandu), um 1912, Sammlung Selinka

Im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte der Name Erwin Osen einen besonderen Klang. Der vielfach Begabte, der sich als Schauspieler, Pantomime und Tänzer, Bühnenbildner und Kostümentwerfer, Sänger, Filmregisseur, Kameramann, Gebrauchsgrafiker und Maler hervortat, nahm mit seinem Charisma, seiner Fabulierlust und Selbstdarstellung die Menschen entweder gänzlich für sich ein oder stieß sie vehement ab. Schiele, der Osen 1909 kennenlernte, war von ihm fasziniert. Der Austausch mit ihm diente Schiele als Inspiration für die Erweiterung seines künstlerischen Spektrums. Im folgenden Jahr veränderte sich seine Kunst grundlegend, und es entstanden Werke, die eine neue Radikalität der Nacktheit und den schonungslosen Blick auf sich selbst ermöglichten.

Der Band Erwin Osen von Christian Bauer widmet sich zum einen den vielen Facetten von Osens Werk. Zum anderen spürt er ausführlich dessen Lebensstationen nach, die ihn ab 1913 von Wien über München und Prag nach New York führten. 1945 kehrte Osen nach Wien zurück und blieb von 1960 bis zu seinem Tod in Dortmund. Eines der Highlights des Buches ist der zum ersten Mal in dieser Form veröffentlichte Text von Friedensreich Hundertwasser zu „Dom O-Sen“, den er 1995/96 verfasste. um

Cover für Erwin OsenErwin Osen. Egon Schieles Künstlerfreund
Hrsg. von Christian Bauer
Text: Deutsch / Englisch
Mit Beiträgen von Christian Bauer und Friedensreich Hundertwasser
224 Seiten, 250 Abbildungen in Farbe

Hirmer Verlag € 45,–