Ich, die Lichtgestalt

Der Wiener Maler Richard Gerstl

No. 01/2017

Bis heute ist Richard Gerstl (1883–1908) ein Geheimtipp, dabei wurde er nach seiner ersten Ausstellung 1931 von den Kritikern euphorisch als „österreichischer Van Gogh“ gefeiert. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet ihm nun eine große Retrospektive.

Richard Gerstl, Selbstbildnis als Halbakt, 1902/04, Leopold Museum, Wien © Leopold Museum, Wien

Richard Gerstl, Selbstbildnis als Halbakt, 1902/04, Leopold Museum, Wien © Leopold Museum, Wien

Als Richard Gerstl mit 25 Jahren seinem Leben ein Ende setzte – Anlass war seine unerfüllte Liebe zu Mathilde, der Frau des Komponisten Arnold Schönberg –, hinterließ er mit rund 80 Bildern ein kleines, jedoch aufregend neues Werk. Gerstl war ein rebellischer Einzelgänger, der die Wiener Secession und ihr Schönheitsideal ablehnte. Mit seiner radikalen Malweise war er seiner Zeit weit voraus, fand jedoch kaum Beachtung. Heute gilt Gerstl als einer der wichtigsten Vorreiter des österreichischen Expressionismus, der nationale und internationale Anerkennung erfährt. Die Frankfurter Schirn feiert ihn bis zum 14. Mai in der grandiosen Ausstellung Richard Gerstl Retrospektive, die sein nahezu gesamtes Werk präsentiert. Der Ausstellungkatalog vom Hirmer Verlag (€ 45,–) zeigt in großformatigen, brillanten Abbildungen Gerstls Kunst und stellt ihn als einen Künstler vor, der souverän aus dem Schatten seiner Zeitgenossen Klimt, Kokoschka und Schiele heraustritt. cs

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RICHARD GERSTL. Retrospektive
Hg. Ingrid Pfeiffer, Jill Lloyd, Raymond Coffer
Hirmer Verlag € 45,-