Wie lebt sich Heimat?

No. 01/2017

Von Cordula Gielen

Heimat. Was ist Heimat? Wodurch entsteht sie? Kann man sie bewahren? Oder ist sie – dem steten Fortschritt einer Gesellschaft unterworfen – reine Utopie?

Der Heimatbegriff beschäftigte nicht nur Aktivisten des Natur- und Heimatschutzes des 19. und 20. Jahrhunderts. Er führte auch in der Architektur zu weitreichenden Diskussionen und Reaktionen. So galt die vorindustrielle Ästhetik um 1800 als „das“ Ideal von Heimat, das in Zeiten der Industrialisierung zum Sehnsuchtsbild wurde und Architekturströmungen hervorbrachte, die sich gegen industrielle Errungenschaften wie moderne Werkstoffe und Bauverfahren wandten. Der „Heimatstil“ wurde im Nationalsozialismus fortgeführt: Vorgaben für „rechtes“ Bauen in den sogenannten Baufibeln griffen auf bewährtes Handwerk zurück und integrierten einer „deutschen Heimat“ förderliche Neuerungen; in der DDR wurde die „sozialistische Heimat“ zu einem Ziel, einer Alltagsordnung, die es anzustreben galt.

Mit dem Titel Heimat, Handwerk und die Utopie des Alltäglichen liefert das Institut für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich eine umfangreiche Publikation zum Heimatthema in der Architektur. Der aufwendig produzierte Band stellt sich in 16 Aufsätzen den Fragen von „Tradition und Reform“ in der Baukunst der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

9783777425962_3Dn
Heimat, Handwerk und die Utopie des Alltäglichen
Von Uta Hassler
Hirmer Verlag € 55,–