Ekstatische Erweckung
Hermann Nitschs Schüttbilder
No. 02/2019
Verspritzen, verschütten, verschmieren, verplanschen von Farbe – das Malen hat bei Hermann Nitsch nichts Bedächtiges, Abwägendes an sich, sondern gleicht einer intuitiven Urgewalt. Mit dem Einsatz des ganzen Körpers, mit expressiven Gesten und einem aktionistischen Farbauftrag entstehen Bilder, die den Betrachter zu „sinnlich-intensiven Erregungen und Erfahrungen“ einladen.
Dem österreichischen Maler, der im letzten Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, geht es in seinem Schaffen nicht darum, etwas abzubilden. Im Vordergrund steht vielmehr der körperintensive Entstehungsprozess, der während der Malaktion oder im Anschluss von den Betrachtern mit- und nachvollzogen werden kann. Das harmonische Zusammenspiel von Farben ist für Nitsch zweitrangig, daher malte er lange Zeit monochrom, vorzugsweise in Rot, um damit den Bezug zu Blut herzustellen. Seine Aktionsmalerei ist eine Disziplin innerhalb seines Gesamtkunstwerks, dem Orgien Mysterien Theater, das sein breites Spektrum umfasst: Aktionismus, Performance, Komposition und Multimedialität.
Die Wiener Ausstellung zeigt rund 100 Werke, vom Frühwerk der Kreuzwegstation zu Beginn der 1960er Jahre bis hin zu Schmier- und Schüttbildern aus jüngster Vergangenheit. Mit fantastischen Abbildungen, die auch Details wie die kleinsten Fingerwühlbewegungen im pastosen Farbenmeer zeigen, fängt der Katalog die wuchtige Energie der Arbeiten ein. um
Nitsch. Räume aus Farbe Bis 11. August 2019 Albertina, Wien Ausstellungskatalog mit aufwendigem Farbschnitt Hirmer Verlag € 39,90