Von Anfang an

Eine Hommage an Franz Gertsch

No. 02/2020

Seine riesigen Porträts in Holzschnitttechnik sowie die nach eigenen Fotografien entstandenen Gemälde von Landschaften gehören zu den Ikonen der Schweizer Kunst. Dem Künstler Franz Gertsch (*1930) kommt man jedoch nicht nur im Großformat nahe, sondern entdeckt gerade in seinen frühen Zeichnungen sowie filigranen Holz- und Linolschnitten den sensiblen Beobachter von Mensch und Natur.

Franz Gertsch, Daphnis und Chloe, 1948 © Franz Gertsch

Mit seinen 90 Jahren steckt Franz Gertsch voller Pläne für neue Projekte. So fiel bei ihm die Idee von Seiten der Graphischen Sammlung ETH Zürich, anlässlich seines runden Geburtstages sein Frühwerk in einer Ausstellung zu präsentieren, auf fruchtbaren Boden. Auch wenn die gemeinsam mit Gertsch konzipierte Schau etwas verschoben werden muss, kann man schon jetzt und voller Vorfreude anhand des bibliophilen Ausstellungskatalogs in den frühen Gertsch-Kosmos eintauchen. Dort begegnet man den unterschiedlichen Ausdrucksweisen des Künstlers, die er in den Jahren vor 1969 ausprobierte: Linolschnitte wie die Arbeit Daphnis und Chloe, die mit wenigen Linien und Farben eine dichte Atmosphäre schafft, seine Künstlerbücher mit romantisch anmutenden Holzschnitten, eine Vielzahl an Zeichnungen und études (de) couleurs. Diese vom Künstler so benannten Blätter sind Farbproben, die im Verlauf des aufwendigen Druckprozesses der späteren, großformatigen Holzschnitte entstanden und denen in ihrer Farbmodulation eine ganz eigene Ästhetik innewohnt. Der Blick zurück auf sein Schaffen mit Schwerpunkt auf die 1940er bis 50er Jahre ermöglicht ein neues Verständnis für Gertschs Gesamtwerk und lässt überraschende Bezüge auf seine späteren Arbeiten herstellen. cs

Cover für Franz GertschFranz Gertsch Looking Back
1. September bis 15. November 2020
Graphische Sammlung ETH Zürich
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
Hirmer Verlag € 29,90

HIRMER PREMIUM-Ausgabe
hochwertiges Umschlagpapier