Ann Wolff

Dem Selbst auf der Spur

No. 02/2020

Antlitz und Gestalt, Spiegelung und Doppelung, Maske und Identität sind die Themen, aus denen die deutsch-schwedische Bildhauerin Ann Wolff schöpft – für ihre sinnlichen Skulpturen aus Glas, ihrem bevorzugten Werkstoff, mit dem sie neue Durchsichten ermöglicht, aber auch in Bronze und Holz. Wegweisend für ihre Emanzipation als Künstlerin und noch heute ein Fundus für ihre Bildwerke sind Bleistiftzeichnungen aus den 1980er Jahren, die sie der Alexander Tutsek-Stiftung schenkte und im Hirmer Verlag publiziert werden.

Ann Wolff, ohne Titel, 1988 © Ann Wolff

Wer ist die Frau, die im Zentrum all der Bilder steht, nackt, mal die Haare aufgelöst in wilden Locken, mal straff zurückgekämmt oder unter einer Haube versteckt? Mit einem Mann auf den Schultern, der Mutter im Arm, mit Kobolden, einem Hasen oder sonstigem Getier? Lange Zeit war Ann Wolff „fasziniert vom Selbstporträt, so fing ich eigentlich an, ernsthaft zu zeichnen oder mich als Zeichnerin ernstzunehmen“. Die Bilder entfalten ihr erzählerisches Potenzial im Kontext der eigenen Biografie und einer Gesellschaft, die geprägt war von feministischen Bewegungen. So begann sie, sich selbst zu erkunden in der Rolle als Mutter, Tochter, Geliebte, Frau – mal artig und domestiziert, mal frei und unabhängig. Die Arbeiten haben eine zentrale Bedeutung im Lebenswerk der Künstlerin, die in der europäischen Studioglasbewegung Pionierarbeit leistete, in Schweden und Berlin arbeitet und international Erfolge feiert. af

Cover für Ann WolffAnn Wolff The Early Drawings
Frühe Zeichnungen (1981-1988)
Alexander Tutsek-Stiftung
Text: Deutsch/Englisch
Hirmer Verlag € 29,90

HIRMER PREMIUM-Ausgabe
Einband aus Naturpapier