Schweizer Pioniergeist

"Nationale Grenzen kennen wir nicht"

No. 03/2020

Von Clara Schröder

Die Kollektion des Winterthurer Industriellen Richard Bühler (1879–1967) war eine der großen Pioniersammlungen zur Kunst der Moderne. Auch wenn sie unter tragischen Umständen aufgelöst wurde, trug sie nachhaltig dazu bei, die französische Moderne in der Schweizer Kultur zu etablieren.

Henri Manguin, Le divan, 1918, Foto: Sebastian Stalder

Mit Schlüsselwerken der Schweizer und französischen Moderne – Hodler, Giacometti, Delacroix, van Gogh, Cézanne, Vallotton, Bonnard, Matisse u. a. – hatte Richard Bühler Anfang des 20. Jahrhunderts eine hochkarätige Kunstsammlung aufgebaut. Als Präsident des Winterthurer Kunstvereins von 1912 bis 1939 war er eine der zentralen Figuren, die den Bau eines modernen Museumsgebäudes im Ort vorantrieben. Anfang 1916 eröffnet, bot es erstmals die Möglichkeit, Werke angemessen zu präsentieren, darunter viele aus der Bühler’schen Privatsammlung. Die von ihm initiierte erste Ausstellung, ein umfassender Überblick zur französischen Malerei vom Impressionismus bis zu den Fauves, kam angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen innerhalb Europas einem kulturpolitischen Statement gleich. „Das Hauptgewicht aber legen wir auf die zeitgenössische Kunst. Nationale Grenzen kennen wir nicht.“

Anfang der 1930er Jahre geriet Bühlers Textilunternehmen in finanzielle Schieflage, sodass er nicht nur seine herrschaftliche Villa, sondern auch seine Kunstsammlung verkaufen musste. Heute finden sich daraus epochale Werke in internationalen Museen, wie van Goghs Sonnenblumen (Metropolitan Museum of Art, New York). Die Rekonstruktion der Bühler’schen Sammlung und die Würdigung dieses großen Förderers der Moderne stehen im Mittelpunkt der Ausstellung Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton, die im Kunst Museum Winterthur bis 20. Februar 2021 zu sehen ist.

Cover für Modernité - Renoir, Bonnard, VallotonModernité. Renoir, Bonnard, Vallotton
Der Sammler Richard Bühler
Bis 20. Februar 2021
Kunst Museum Winterthur 
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch
232 Seiten, 149 Abbildungen
Hirmer Verlag € 29,90