Renaissance im Norden

Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger

No. 04/2023

Die Renaissance als geistige Wiedergeburt der Antike entstand um 1400 in Italien, zunächst in Florenz. Im deutschsprachigen Raum gilt Augsburg um 1500, damals die viertgrößte deutsche Stadt, als Wiege der Renaissance und angesehene Kunstmetropole. Ihre epochale Bedeutung vergegenwärtigt eine opulente Ausstellung bis 18. Februar 2024 zuerst im Städel Museum in Frankfurt am Main und ab 19. März im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Hans Holbein d. J., Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen, 1525/26 und 1528, Sammlung Würth, Foto: Volker Naumann, Schönaich

Augsburger Gelehrte waren stolz auf die römischen Ursprünge ihrer Heimatstadt. Entscheidend waren jedoch die zeitgenössischen Handelsbeziehungen der Stadt zu italienischen Metropolen wie Venedig oder Mailand. Die geistige Elite Augsburgs hatte an italienischen Universitäten wie Bologna und Padua studiert. Die großen Augsburger Kaufmannsdynastien wie die Fugger und Welser betrieben ein ökonomisches Netz, das ganz Europa umspannte und bis nach Lateinamerika und Asien reichte. Jakob Fugger der Reiche galt als der bedeutendste Kaufmann und Bankier seiner Zeit, er war Geldgeber der Kaiser Maximilian I. und Karl V. Keine zweite Stadt des Reiches außer Nürnberg sah so viele Reichstage und Kaiserbesuche in ihren Mauern.

Wie im Städel Museum vor Augen geführt wird, etablierten sich um 1500 führende Augsburger Künstler wie Hans Holbein der Ältere und Hans Burgkmair neben dem Nürnberger Albrecht Dürer als Hauptmeister der Renaissance nördlich der Alpen. Besonders die psychologisch einfühlsame Bildnismalerei, aber auch sakrale Werke am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance wie die Dornenkrönung und Kreuztragung Christi von Burgkmair sind von höchster Qualität. Die Schau gipfelt in der Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren, Leihgabe der Sammlung Würth, die häufig als deutsches Gegenstück zu Raffaels Sixtinischer Madonna betrachtet wird.  wr

Renaissance im Norden
Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger
Bis 18. Februar 2024
Städel Museum, Frankfurt am Main
Ab 19. März 2024
Kunsthistorisches Museum, Wien
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch und Englisch in getrennen Ausgaben
Hirmer Verlag € 55,–