Die Erinnerungsbilder der Romni Ceija Stojka

No. 04/2023

Sie überlebte Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen. In erschreckenden und ergreifenden  Bildern hält sie die nie verblasste Erinnerung an das Grauen der Konzentrationslager fest. Gleichzeitig gilt sie als berühmte österreichische Schriftstellerin: Ceija Stojka, 1933 geboren als Lovara-Romni in der Steiermark, 2013 in Wien gestorben als wohl eine der bedeutendsten Roma-Aktivistinnen im deutschsprachigen Raum.

Ceija Stojka, Ohne Titel, 1993, Foto: Kevin Noble. Courtesy of Galerie Christophe Gaillard, Paris

In eine Familie von Pferdehändlern hineingeboren – Lovara kommt vom ungarischen wie Pferd und bedeutet Pferdehändler –, verbringt Ceija Stojka ihre frühe Kindheit zwischen einem idyllischen Leben in den arkadischen Landschaften Österreichs und der gesellschaftlichen Ausgrenzung als Angehörige der größten ethnischen Minderheit Europas: der Sinti und Roma. Von etwa 200 Mitgliedern ihrer Familie überleben nur sechs den Holocaust, und die Autodidaktin Ceija Stojka beginnt irgendwann, ihre Erinnerungen in Notizbüchern festzuhalten. Diese mit Skizzen illustrierten Gedankenströme, einer mündlichen Erzählung ähnelnd, werden als ihre Memoiren ab Ende der 1980er Jahre veröffentlicht. Da ist Stojka schon Mitte 50. Angeregt von ihrer Enkelin, fängt sie zu diesem Zeitpunkt auch an zu malen. Diese sagt in einem der aufschlussreichen Texte des Bandes: „Es muss einer dieser vielen Momente gewesen sein, wo sie sich für das Leben entschied.“

Ceija Stojka, Die Botschafter Gottes, Auschwitz 1943, 2004, Foto: Kevin Noble. Courtesy of Galerie Christophe Gaillard, Paris

Aufbauend auf einer Ausstellung des Österreichischen Kulturzentrums in New York zum 90. Geburtstag der Künstlerin dokumentiert eine erste Monografie Roma Artist Ceija Stojka. What Should I Be Afraid of? eindrücklich die Vielgestaltigkeit und Fülle, die das Leben und Werk dieser furchtlosen Romni kennzeichnen. Ceija Stojkas autobiografische Bilder und Schriften sind tief beeindruckende Darstellungen von Demütigungen und schierem Horror, aber auch von einer glücklichen frühen Kindheit sowie der Kultur der Lovara-Rom und damit wertvolle Zeitzeugnisse. mir

Roma Artist. Ceija Stojka
What Should I Be Afraid of?
Hrsg. von Stephanie Buhmann, Lorely E. French, 
Susanne Keppler-Schlesinger, Carina Kurta
Text: Englisch
104 Seiten, 40 Abbildungen in Farbe

Hirmer Verlag € 19,90