Der Surrealist Karl Kunz

No. 04/2023

Bühne, Welttheater, Körper und Eros sind zentrale Leitmotive im Werk von Karl Kunz. Mit seiner unbändigen malerischen Lust, das „Mysterium des Lebens“ darzustellen, sind seine geheimnisvollen, surrealistischen Bilder zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion visionäre Ausblicke bis in unsere Gegenwart.

Karl Kunz, Deutschland erwache!, 1942, Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin © Michael und Wolfgang Kunz

„Es war ein Leben voll von Grausamkeit, Mord und Wahnsinn, aber auch voll von Liebe, Süße, Schönheit. Und so bunt, so voll von Spannungen und Widersprüchen möchte ich mein Werk sehen.“ In seinen Bildern leuchtet der gebürtige Augsburger Maler Karl Kunz (1905–1971) die existenziellen Abgründe des Lebens aus. Bis vor wenigen Jahren war er vor allem Fachleuten, nicht aber dem breiten Publikum bekannt. Zerrieben von den künstlerischen Kontroversen der 1950er Jahre um figürliche Darstellung und Abstraktion, hatte sich Kunz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, was einer der Gründe für die verzögerte Rezeption seiner Malerei gewesen sein mag. In der Zwischenzeit wird die Bedeutung seiner Kunst neu bewertet, nicht zuletzt die zweijährige Präsentation seines kraftvollen Gemäldes Deutschland erwache! neben Picassos Großer liegender Akt in der Neuen Nationalgalerie Berlin im Jahr 2021 setzte hier ein erstes Ausrufezeichen, eine umfassende Ausstellung des Künstlers ist allerdings längst überfällig. Die jüngst erschienene Monografie über Kunz schenkt bereits jetzt einen bildreichen Überblick über den bedeutenden deutschen Surrealisten. cs

Karl Kunz
Ein Surrealist der Nachkriegsmoderne
Von Christoph Wagner
Gebunden, 80 Seiten, 59 Farbabbildungen

Klinkhardt & Biermann Verlag € 12,90