„Nur Mut!“

Renovierte Kleinode von Bayern bis Südtirol

No. 01/2023

Nachhaltiges Bauen ist Bauen im Bestand bzw. die Restaurierung alter Häuser – in diesem Sinne machen es sich Klaus Röder und seine Partnerin Tatjana Suiter seit Jahrzehnten zur Aufgabe, Kleinode im Allgäu, in Tirol und Südtirol behutsam zu renovieren. Ihr jüngst erschienenes Buch führt auf eine Bilderreise zu historischen Schmuckstücken von Dörfern und Plätzen und hält ein Plädoyer dafür, alte Bausubstanz zu erhalten.

Mesner-Haus in Urspring, Küche und Esszimmer mit Lechkiesel auf Lehmboden © Dominik Somweber, Felix Kainz, Klaus Röder, Herbert Lehner

Es roch nach Weihrauch, erinnert sich Klaus Röder, als er 1998 in seinem Heimatort Schwangau das „Gassethoma“, einen Achtel-Hof mit Laubenvorbau, betrat. Der 1690 errichtete Bau, dessen einzigartige Atmosphäre ihn sofort umfing, war in einem maroden Zustand, und es erforderte allerhand Vorstellungskraft, handwerkliches Geschick und Ausdauer, bis er seine Strahlkraft wieder entfalten konnte. Neben Entrümpelungsaktionen war es essenziell, die über die Jahrhunderte abgesunkenen Holzbalken zu stützen, die die Hauskonstruktion des Ständerbohlenbaus bilden. „Die Geschichte der Häuser kommt auf einen zu, wenn man sich mit der Restaurierung eines Hauses beschäftigt.“ Und die gilt es zu bewahren, sorgt sie doch für das unvergleichliche Flair wie etwa der hölzerne Einbauschrank, das Ofeneck und die Originalfenster mit mundgeblasenem Glas und alten Beschlägen, die sich mit modernen Elementen verbinden und zeitgemäße Nutzungen erlauben: sei es eine Tenne als offener Wohnraum wie im „Gassethoma“ oder ein heizbarer Bodenbelag aus Lechkies wie im „Wagnerhaus“ von 1800 im Tiroler Dorf Musau. Ohne dass die Häuser durch die Renovierung ihren Charme oder ihre Identität verlieren, heißt es, „die alten Häuser ins Jetzt zu übersetzen“, wie das Südtiroler Steinhaus „Unterfennberg“ von 1150 mit Kapelle, in dem Augustinermönche ihre Sommerfrische verbrachten und heute Bewohner mit Laptop leben, oder das Urspringer Mesner-Haus von 1600 mit einer großzügigen Wohneinheit, die sich optional abteilen lässt. Dazu braucht es „Nur Mut!“ Und Tipps, Gedanken und den Austausch von Erfahrungen, von denen das Buch jede Menge parat hat. af

Cover für Neues Leben für Alte HäuserNeues Leben für alte Häuser
Hrsg. von Tatja Suiter
Text: Heike Papenfuss
Fotos: Klaus Röder, Dominik Somweber
160 Seiten, 129 Abbildungen in Farbe

Hirmer Verlag € 24,90