Nachbeben

"Sie sind nicht Gott"

No. 04/2018

Die 60-jährige Nahid erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate leben wird. Während die Ärztin, die ihr die Nachricht überbringt, in Tränen ausbricht, gilt Nahids Sorge ihrer erwachsenen Tochter Aram, die selbst ein Kind erwartet.

Nahid will Aram das Leben – ihr Leben – erklären, bevor sie stirbt, findet jedoch nicht den richtigen Ton dafür. Der Roman Was bleibt von uns führt uns in die Vergangenheit Nahids. Im Iran aufgewachsen, erlebt sie als angehende Medizinstudentin 1978 die islamische Revolution und schließt sich linken politischen Kreisen an, die den Schah bekämpfen. Nahid verliebt sich in den marxistischen Revolutionär Masood, erwartet von ihm ein Kind und flieht mit ihm nach Schweden. Die Ehe verläuft nicht glücklich und endet mit Masoods frühem Tod. Nahid zieht ihre Tochter allein groß. Jetzt, am Ende ihres Lebens, zieht sie Bilanz, und es holen sie Konflikte und Traumata ein, die sie nicht bewältigt hat, wie das Verschwinden ihrer kleinen Schwester Noora während einer Demonstration. Verfasst in einem tagebuchartigen Schreibstil und unterteilt in kurze Kapitel, ist das Buch einerseits leicht zu lesen, andererseits verlangt die emotionale Wucht dieser berührenden Geschichte dem Leser einiges ab. cs

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Was bleibt von uns
von Golnaz Hashemzadeh Bonde

224 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche € 20,–