Mit Spitzer Feder

"Heitere Bilder sind ein ernsthaftes Thema"

No. 04/2021

Paul Flora „schreibt seine Linien so zart und zärtlich aufs Papier, als habe er Angst, ihm wehzutun“, sagte Erich Kästner, der nicht nur die Zeichnungen des österreichischen Künstlers bewunderte, sondern auch seine feinsinnige, (schwarz)humorige Erzählkunst. Floras filigraner Strich spiegelt unsere Ängste, Schwächen, Eitelkeiten und Sehnsüchte, ohne Anspruch auf moralisierende „Botschaften“ – da hält es Paul Flora mit Billy Wilder: „Wer Botschaften hat, soll ein Telegramm schicken.“

Paul Flora, La Giudecca mit vornehmem Hund, 1984, Sammlung Galerie Thomas Flora, Innsbruck, © Nachlassvertretung für Paul Flora, Salzburg sowie Diogenes Verlag, Zürich

Als Student, der sich aufgrund seines außergewöhnlichen Zeichentalents bereits als 16-Jähriger an der Innsbrucker Universität einschreiben durfte, kam Paul Flora (1922–2009) in Kontakt mit den Bilderwelten von Alfred Kubin, die ihn auf „seiner Suche, ein eigener Charakter zu werden“ nachhaltig beeinflussten. Seit Anfang seiner Karriere, die er ab 1945 in Innsbruck als freischaffender Künstler begann, war Flora erfolgreich und zählt bis heute zu den wichtigsten Zeichnern der Nachkriegszeit. Schon in seinem Frühwerk findet man skurrile, stimmungsvolle Szenen, die sich häufig in Venedig abspielen – einer Stadt, die sich als melancholische, bittersüße Bühne durch Floras gesamtes Schaffen zieht. Von 1957 bis 1971 war er als politischer Karikaturist für Die Zeit tätig, viele seiner Bilder wurden in internationalen Zeitungen wie der New York Times oder dem Observer abgedruckt. Als Karikaturist allerdings sah sich Flora nicht vorrangig: „Heitere Bilder sind ein ernsthaftes Thema, die Bilder wollen natürlich komisch sein, aber sie sind es doch in erster Linie vom Optischen her. Das Eigentliche ist die formale Qualität, die vortreffliche Konzeption, die Sicherheit der Kürzel, die gelungene Einheit von Form und Inhalt.“ um

Cover für Paul FloraPaul Flora. Zeichnungen
Bis 30. Januar 2022
Albertina Wien
Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 34,90