„Lieber Klee – Lieber Freund“

Die illustrierten Postkarten von Franz Marc und Paul Klee

No. 01/2023

„Herr Franz Marc, Sindelsdorf“ und „Herr Kunstmaler Paul Klee, München“ führten in den Jahren 1913/14 eine Korrespondenz besonderer Art: Postkarten, von den Malerfreunden kunstvoll illustriert, wurden von ihnen und ihren Frauen Maria Marc und Lily Klee hin und her geschickt. Zwölf dieser Raritäten konnte das Franz Marc Museum im letzten Jahr erwerben und widmet ihnen gemeinsam mit den Karten aus dem Sammlungsbestand eine Ausstellung.

Franz Marc, Drei Pferde in Landschaft mit Häusern, Postkarte von Franz Marc an Paul Klee, 8.11.1913, Franz Marc Museum, Kochel am See

„Lieber Klee, recht schönen Dank für die famose Radierung! Sehr fein! Ihr Franz Marc.“ Die Postkarte Drei Pferde und Landschaft mit Häusern von Franz Marc an Paul Klee vom 8.11.1913 gehört zu den zwölf schönsten ihrer Art. Auf kleinen Formaten von ca. 9 x 14 cm entstanden Zeichnungen, Aquarelle und Collagen, die die unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten von Marc und Klee verdeutlichen. Während Klee Marc mit originellen Zeichnungen wie Der Polizeihund wird in Wut versetzt – damit er die Spur verfolgt bedachte, schuf Marc kleine Kunstwerke voller farblicher Brillanz, die an seine großformatigen Gemälde erinnern. Mit enormer Experimentierfreude kombinierte er Schrift und Bild und arbeitete u.a. mit aufcollagierten Silberpapieren. Dieses Element findet sich auch in der hochwertig gestalteten Ausstellungspublikation wieder, die sich mit veredeltem Leineneinband, Silberprägung und Bildetikett formal wie inhaltlich vor den Künstlern verneigt.

Paul Klee, Der Polizeihund wird in Wut versetzt – damit er die Spur verfolgt, Postkarte von Paul Klee an Franz Marc, 26.9.1913, Franz Marc Museum, Kochel am See

Im Hinblick auf die kunstvollen Illustrationen wirken die Inhalte der „bunten Grüße“ eher banal. Genesungswünsche, Verabredungen für Sonntagsausflüge oder Klavierstunden, die Maria Marc bei Lily Klee nahm, kurze Danksagungen, wie für die „famose Radierung“, mit der sich Klee bei Marc für eine Verkaufsvermittlung revanchiert hatte, gingen zwischen München und Sindelsdorf hin und her. Vor dem Ersten Weltkrieg entsprach dieser rege schriftliche Austausch über Alltäglichkeiten unseren heutigen digitalen Kurznachrichten. Als kostbare Solitäre und von den Künstlern bewusst individuell gestaltet, stehen die Künstlerkarten jedoch den damals gängigen, industriell bebilderten Postkarten als „Kartenindustriekonkurrenz“, wie es Lily Klee ausdrückte, gegenüber. Ein Aspekt, der in der sehenswerten Ausstellung ebenfalls aufgegriffen wird. um

Cover für Franz Marc: Bunte Grüße an Paul KleeFranz Marc: Bunte Grüße an Paul Klee
Bis 29. Mai 2023
Franz Marc Museum, Kochel am See

Katalog zur Ausstellung
Premiumausgabe:
Veredelter Leineneinband mit Silberprägung 
Hrsg. Cathrin Klingsöhr-Leroy 
Hirmer Verlag € 29,90