Kunstempfinden

Ein Denkmal für Jedlicka

No. 02/2019

Der Autor Rudolf Koella, langjähriger Leiter des Kunstmuseums Winterthur, setzt mit der Biografie Gotthard Jedlicka. Kunst ­sehen lernen dem Schweizer Kunsthistoriker, Kunstschriftsteller und -kritiker Jedlicka (1899–1965) ein Denkmal, das längst überfällig ist.

Als sein letzter wissenschaftlicher Assistent schildert Koella zum einen persönliche Erlebnisse mit dem Meister, der ab 1939 einen der wichtigsten akademischen Lehrstühle der Schweiz – Neuere Kunstgeschichte an der Universität Zürich – innehatte. Zum anderen, und dies nimmt den Großteil des Buches ein, wird dieser ausführlich als ein umtriebiger und visionärer Protagonist der damaligen Kunstszene beschrieben, der mit Künstlern wie Pablo Picasso, Henri Matisse, Pierre Bonnard oder Alberto Giacometti ebenso im regen Austausch stand wie mit führenden Kunstschriftstellern seiner Zeit, darunter Karl Scheff‌ler, Julius Meier-Graefe oder Heinrich Wölff‌lin.

Bekannt wurde Jedlicka für sein unbedingtes Eintreten für die zeitgenössische – vor allem Schweizer und französische – Kunst, für deren Werkbeschreibungen er nicht die Sprache der Wissenschaft bevorzugte, sondern die eines Schriftstellers. Wortschöpfungen wie „Hautfühligkeit“ oder „Lebensschmiegsamkeit“ lösten in der Fachwelt nicht nur Begeisterung, sondern auch Befremden aus, erwartungsgemäß in konservativen Kreisen. Das mag auch ein Grund gewesen sein, warum der „Feuilletonist“ Gotthard Jelicka nach seinem Tod relativ rasch in Vergessenheit geriet. Diese inhaltsreiche, zum Teil bebilderte und mit eleganter Feder geschriebene Neuerscheinung wirkt dem wohltuend entgegen. um

Gotthard Jedlicka Bild 1Gotthard Jelicka. Kunst sehen lernen
von Rudolf Koella
240 Seiten, gebunden
rüffer & rub € 28,80