Kühler Blick
Neue Sachlichkeit - Neues Sehen
No. 01/2019
In der Zeit der Weimarer Republik etablierte sich in der deutschen Malerei und Fotografie eine neue Stilrichtung, bei der man von Neuer Sachlichkeit beziehungsweise Neuem Sehen spricht. Gemeinsam ist diesen beiden eng verzahnten Medien eine wirklichkeitsnahe Darstellung, ein „kühler“ und distanzierter Blick auf das Geschehen.

Georg Scholz, Arbeit schändet, 1921, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Vor dem Hintergrund der traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und des Zusammenbruchs der alten Ordnung setzte sich bei den Künstlern eine Sichtweise durch, die die Welt ohne Illusionen, nüchtern und weitgehend emotionslos erfasste und ihr Augenmerk auf das Banale, auf den Alltag in der Großstadt richtete. Oft wirken die überscharf ausformulierten Motive wie erstarrt, als sei die Welt um sie herum zum Stillstand gekommen. Die Wechselwirkung und der Dialog zwischen Fotografie und Malerei wurde schon damals thematisiert, etwa in der richtungsweisenden Ausstellung von Johannes Ittens Berliner Kunstschule Foto – Malerei – Architektur. Die Hamburger Ausstellung Welt im Umbruch, die im Sommer 2020 im Münchner Stadtmuseum gezeigt wird, greift erneut den Dialog der Bildkünste auf und konzentriert sich dabei auf Künstler und Künstlerinnen, die zwischen 1918 und 1935 in Deutschland gelebt und gewirkt haben. um
Welt im Umbruch Kunst der 20er Jahre Bis 15. Mai 2019 Bucerius Kunst Forum Hamburg Katalog Hirmer Verlag € 39,90