Franz Hauer

Ein Newcomer und "Kunstenthusiast originellster Art"

No. 02/2019

Über drei Jahre beleuchtete ein wissenschaftliches Team das ungewöhnliche Leben und Wirken Franz Hauers, der als einfacher Lehrjunge in einem Fleischerbetrieb startete, in Wien als Gastronom zu Vermögen kam und als Kunstsammler ersten Ranges 1914 verstarb. Mit wichtigen Bildern aus seiner Kollektion, darunter Werkblöcke von Kokoschka, Egger-Lienz und Schiele, wird Franz Hauer. Selfmademan und Kunstsammler der Gegenwart in der Landesgalerie Niederösterreich, Krems, wieder greif‌bar.

Oskar Kokoschka, Porträt von Franz Hauer, 1913, Museum of Art, Rhode Island School of Design, Providence © Fondation Oskar Kokoschka/Bildrecht, Wien 2019. Foto: Erik Gould

„Um etwas zu erreichen, Tüchtiges zu leisten, gehört neben der Freude zur Sache, Fleiß und Ausdauer“, beschreibt Franz Hauer sein Erfolgsrezept im Jahr 1912: Sein uriges Wirtshaus „Griechenbeisl“ war über Europa hinaus berühmt. „Dort ist immer Sonntag“, vermeldete etwa Mark Twain, während Anselm Feuerbach Stammtischrunden skizzierte. Wie alle anderen Gäste  – hochrangige Vertreter von Politik, Militär, Wissenschaft und Kunst – konsumierten sie das legendäre Pilsner vom Fass, das in Erzählungen und Prosa Eingang fand.

Mit der gleichen Verve sowie einem „Ton warmer Menschlichkeit“ ging Franz Hauer an den Auf‌bau seiner Kunstsammlung von über tausend Bildern, die er bis zu seinem Tod 1914 in nur fünf Jahren zusammentrug, darunter zahlreiche Meisterwerke von Egger-Lienz, Sterrer, Russ, Faistauer, Lanzinger, Schiele und Kokoschka. Wie das Nachlassinventar belegt, musste er bei den Ankäufen behutsam vorgehen: das Geld sorgsam abwägen, vielleicht ein anderes Werk veräußern, bevor er bei den Künstlern im Atelier vorstellig wurde und mitunter kritischer als seine Sammlerkollegen in die Entstehungsprozesse seiner Arbeiten eingriff. Auf diese Weise entstand eine breit gefächerte Kollektion an zeitgenössischer österreichischer Kunst vom Realismus bis zum Expressionismus, die nach 1914 aufgelöst wurde und in Ausstellung sowie Katalog erstmals Wiedervereinigung feiert. af

Cover für Franz HauerFranz Hauer
Selfmademan und Kunstsammler der Gegenwart
Bis 16. Februar 2020
Landesgalerie Niederösterreich, Krems
Katalog Hirmer Verlag € 34,90
Text: Deutsch, Englisch in getrennten Ausgaben