Die letzten Maya
"Der Tag, an dem wir uns organisieren werden"
No. 02/2016
Es ist ein besonders trauriges Kapitel der Geschichte der Maya Yucatáns: Im Guerra de Castas, dem so genannten Kastenkrieg, kämpften Maya-Rebellen im heutigen Mexiko von 1847 bis 1901 erbittert um ihre Unabhängigkeit von der „weißen“ Oberschicht – vergeblich. Der kanadische Fotograf Serge Barbeau hat die Nachfahren der indigenen Kämpfer im Regenwald von Quintana Roo auf der Halbinsel Yucatán besucht.
Abundio Yamá, 96 Jahre Foto: © Serge Barbeau
Tausende Maya hatten sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Geheimen unter der Führung von Cecilio Chi und Jacinto Pat zusammengeschlossen, um sich von den dzules (Ma- ya-Bezeichnung für Herren) zu befreien und der Ausbeutung, Unterdrückung, der Verletzung ihrer Ehre und dem Raub ihrer Ländereien ein Ende zu setzen. Der Krieg zog sich ein halbes Jahrhundert hin. Bereits vier Jahre nach Beginn war die Hälfte der Bevölkerung umgekommen, die Maya verloren diesen Kampf.
Fotografie einer Maya Foto: © Serge Barbeau
Serge Barbeau, der seit vielen Jahren in Mexiko lebt, begann sich 2010 mit der Geschichte der Maya Yucatáns zu beschäftigen und sie in Porträtaufnahmen festzuhalten. Seine Bilder voll visueller Eindringlichkeit zeigen die meist hochbetagten Nachfahren der Kämpfer. In deren Gesichtern spiegeln sich die Lebensspuren von Menschen, die bis heute unter Benachteiligungen leiden, tief religiös verwurzelt sind und einen ungebrochenen Unabhängigkeitswillen ausstrahlen. In dem grandiosen Fotobuch, das zur Ausstellung Últimos Testigos. Die letzte Rebellion der Maya in Yucatán erschienen ist, sind neben den detailreichen, ganzseitigen Porträts auch die individuellen Geschichten versammelt, die von Zeitzeugen weitererzählt wurden und in denen die katastrophale Niederlage der Maya-Rebellion lebendig bleiben. um
Últimos Testigos Ab 1. Juli 2016 Museum Fünf Kontinente, München Katalog hrsg. von C. Kron Hirmer Verlag € 49,90