Der Tod hat viele Formen

No. 01/2020

Mord ist die tägliche Realität in Drogenkriegen, Zeuge sozialer Ungerechtigkeit und Migration, Genderhass und -diskriminierung. Um an die Opfer zu mahnen und ihnen eine Stimme zu verleihen, betreibt die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles (*1963) eine eigene Form der Archäologie, die von Amerika bis Europa für Furore sorgt.

Teresa Margolles, Berenice, Pista de Baile del Bar Tlaquepaque, 2016 © Teresa Margolles

Teresa Margolles macht den Tod zum Mittelpunkt ihrer künstlerischen Erzählung und bedient sich der Materialien, die von Leichen stammen oder mit ihnen in Berührung gekommen sind: eine Mauer mit Einschusslöchern, die sie nach Europa schafft; Blut, Fett oder Wasser von Mordopfern, die sie in Flaschen füllt, in Ritzen schmiert oder damit Beton anrührt; Totentücher, mit denen sie Sonnensegel bespannt, die Schatten spenden. Ihre Bilder, Skulpturen, Performances und Installationen stellte die mehrfache Stipendiatin seit 2003 in Wien, Bregenz, Mailand, Venedig und bis vor Kurzem in der Schau En la Herida der Kunsthalle Krems der Öffentlichkeit vor, darunter ihre Porträtserie mexikanischer Transgender-Sexarbeiter, die auf den Tanzflächen abgerissener Klubs posieren. Gewidmet ist die Installation Margolles Informantin Karla, die ihr Zugang zu dieser Community verschaffte und 2015 brutal ermordet wurde. Die eindringliche Arbeit ist ein Sinnbild für die Ausweglosigkeit und Gewalt, die in intimste Räume eindringt. af

Cover für Teresa MargollesTeresa Margolles. En la herida
112 Seiten, 50 Farbabbildungen
Text: Deutsch/Englisch
Premium-Ausgabe:
Schweizer Broschur, hochwertiges Inhaltspapier
Hirmer Verlag € 28,–