Wandern durch den Stamm

Rudolf Wachters Schöpfungen aus Holz

No. 04/2021

„Ich arbeite mit Holz. Das Holz arbeitet mit mir“ – dieser Satz umreißt die künstlerische Programmatik des Bildhauers Rudolf Wachter (1923–2011), der bei seinen oft monumentalen Skulpturen mit den Lebensprozessen des Baumes operierte. Eine nach dem Künstler benannte Monografie mit wissenschaftlichem Werkverzeichnis stellt sein Leben und Œuvre vor. 

Rudolf Wachter, Maske, 1994, Foto: Stefan Moses

Fachwerkknoten, Drehwuchs, Maske heißen drei Arbeiten von über 600 erfassten Objekten, die das zu Lebzeiten Rudolf Wachters und seiner Frau Ursula begonnene Werkverzeichnis umfasst. Schon die Titel verraten, wie sich Wachter, der sich ab den 1970er Jahren ausschließlich dem Werkstoff Holz als seinem Lebensmaterial zuwandte, seinen Arbeiten näherte. Ausgangspunkt war der frisch gefällte Baumstamm, den er oft wochenlang begutachtete und dessen Formmöglichkeiten er eruierte, bevor er seine Eingriffe in das Innere des Baumstammes vornahm. Diese „Taten des suchenden Menschen in der Natur“ waren geprägt von Respekt gegenüber der Materie und gepaart mit einer konsequenten Entwicklung im Ringen um die Formfindung. Je nach Eigenschaften entstanden etwa nach den Prinzipien des „Schwundschnittes“, der sich schichtweise durch die Jahresringe arbeitet und zum Keil öffnet, „andere“ Räume, welche den ehemaligen Stamm in die Skulptur überführen. Eine Fülle von sinnlichen Einzelwerken und Ensembles wie die Säulen, Spiralen und Reliefs hinterließ Rudolf Wachter auch im öffentlichen Raum, etwa vor der Universität Freiburg im Breisgau, in der Apsis der Münchner St. Pauls-Kirche oder im Museum Rudolf Wachter im Neuen Schloss Kisslegg in dessen Heimat Allgäu. af

Cover für Rudolf WachterRudolf Wachter
Hg. Stefanje Weinmayr
Mit einem Beitrag von Andreas Kühne
320 Seiten, 860 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 39,90