Vor wem wir niederknien

Die Kunst und ihre Ikonen

No. 04/2019

Von Clara Schröder

60 Werke, 60 Räume: Mit ihrer Ikonen-Ausstellung setzt die Bremer Kunsthalle ein starkes Zeichen. Ausgewählte Kunstwerke aus neun Jahrhunderten bespielen in Einzelpräsentationen das ganze Haus, von Ikonen im ursprünglichen Sinne – mittelalterliche Heiligenbilder – bis zu Meisterstücken wie Kasimir Malewitschs Schwarzes Quadrat oder Andy Warhols Marylin.

Sturtevant, Triptych Marilyn, 2004, Courtesy Galerie T‌haddaeus Ropac, London, Paris, Salzburg © Estate Sturtevant, Paris, Foto: Charles Duprat

Der Begriff der Ikone hat sich gewandelt und wird häufig inflationär genutzt. Popmusiker, Modedesigner, Marken, Produkte, Social-Media-Stars – Ikonen, soweit das Auge reicht. Die Ausstellung geht anhand ihrer als ikonisch geltenden Kunstwerke der Frage nach, worin die ästhetische, spirituelle, emotionale und intellektuelle Macht bestimmter Arbeiten und Künstler besteht und inwieweit sich auch heute noch mit dem Begriff „Ikone“ eine gewisse Sehnsucht nach kultischer Verehrung und Übersinnlichem verbindet. Die Präsentation von Meisterwerken, die sich alle auf ihre ganz eigene Art mit Spiritualität auseinandersetzen, reicht von zwei Reliquienschreinen aus dem 13. Jahrhundert über Werke von Caspar David Friedrich, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Mark Rothko, Yves Klein bis zu Niki de Saint Phalle, Isa Genzken und Andreas Gursky. Selbst die „Mutter aller Ikonen“, die Mona Lisa ist angereist – freilich nicht die „echte“ von Leonardo da Vinci, dafür aber gleich in vierfacher Ausfertigung, darunter die Version von Marcel Duchamp, die auch das Cover des sehr pfiffig gemachten Ausstellungskataloges ziert.

Cover für Ikonen

Ikonen
Was wir Menschen anbeten
Bis 1. März 2020
Kunsthalle Bremen
Katalog zur Ausstellung
Dt. u. engl. Ausgabe
Hirmer Verlag € 39,90