Verlorene Horizonte

No. 03/2021

„Süchtig nach der Inspiration auf der Straße“, beschreibt der Maler und Videokünstler Udo Rein (*1960) seine Arbeitsweise, wenn er auf seinen Reisen durch die Welt soziale wie kulturelle Kontraste filmisch dokumentiert. Inspiriert von der Pop- und Street Art der 1950er und 1960er Jahre sind es Aspekte unterschiedlichen Alltagsgeschehens oder der Werbung, die Udo Rein den Ausdruck seiner Werke bestimmen lässt.

Udo Rein, Carrousel Tropez © Udo Rein

Eine adrett gekleidete St. Tropez-Lady mit Sonnenbrille vor Zigaretten-Leuchtreklame, der Junge eines Flüchtlingslagers mit stechendem Blick, oder Soldaten, die man zum Einsatz ruft – seine Filmaufnahmen und daraus destillierten Film Stills bilden den Ausgangspunkt für Udo Reins künstlerische Interventionen, die er mit Techniken einer expressiv-abstrakten Malerei zu Collagen auf Holzpaneelen verdichtet. Mit kräftigen Farben und polierten Oberflächen konfrontieren sie die Betrachtenden mit den verheißungsvollen Lebensstilen westlich geprägter Gesellschaften, aber auch mit ihren Abgründen. Omniverfügbarer Konsum, Völlerei, Sex, Vergnügungs- und Erlebniskultur stehen Motiven von Kriegsgeschehen, Obdachlosigkeit und Leere gegenüber. Das süße Leben – ist es verfügbar oder ist es gar nur ein „schöner Schein“? Die kürzlich erschienene Monografie Lost Horizons führt in einer facettenreichen Zusammenschau durch das eindrückliche Werk des Münchner Künstlers. cg

Cover für Lost HorizonsLost Horizons. Udo Rein
Hrsg. Christian Jacobs
Text: Deutsch/Englisch
160 Seiten, 114 Farbabbildungen
Hirmer Verlag € 34,90