Steppenwolf Weiß-Blau

No. 02/2013

Hermann Hesse, 1910, © Deutsches Literaturarchiv Marbach, Foto: Gret Widmann

Hermann Hesse, 1910, © Deutsches Literaturarchiv Marbach, Foto: Gret Widmann

Mit Hermann Hesse kann man chatten. Er antwortet seinen Fans auf Facebook und hat mittlerweile über eine halbe Million „Likes“. Das Internetprojekt wurde letztes Jahr vom Suhrkamp Verlag anlässlich des 50. Todestages des Dichters ins Leben gerufen. Es ist kein verzweifelter Versuch, vermeintlich alte Kamellen jungen Menschen wieder nahebringen zu wollen, sondern zeigt, wie aktuell Hesse nach wie vor ist. Man könnte annehmen, dass über Hesse alles Wesentliche gesagt, geschrieben oder gezeigt wurde. Das Literaturhaus in München beleuchtet jedoch in der Ausstellung „Einst stand ich zu Ihrer Stadt in intimer Beziehung“ – Hermann Hesse und München einen Aspekt seines Lebens, der bisher wenig Beachtung fand. Mit zahlreichen Fotografi en aus seinem privaten Umfeld, Zeichnungen der Künstlerfreunde sowie Notizen, Zitaten und historischen Filmsequenzen wird das Augenmerk auf die Jahre zwischen 1904 und 1914 gelenkt, in denen sich Hesse in einer Orientierungsphase befand und sich häufiger in München aufhielt. Als Autor des Simplicissimus und der Zeitschrift März pflegte er dort vor allem mit seinen Freunden Olaf Gulbransson, Albert Langen und Ludwig Thoma Kontakt. Der Besuch dieser gelungenen Schau ist wie das Stöbern in alten Briefen und Fotografien, die den Wunsch erwecken, wieder Kontakt zur ersten großen Liebe aufzunehmen – vielleicht sogar per Facebook. cs

„Einst stand ich zu Ihrer Stadt in intimer Beziehung“ – Hermann Hesse und München 
Literaturhaus München Salvatorplatz 1 
Bis 11. August, Öffnungszeiten: Mo bis Fr 11–19 Uhr, Sa/So/Feiertage 10 –18 Uhr