Spiel’s noch einmal, Apoll

No. 04/2014

Wie fühlte es sich an, in einem 2700 m2 großen Palast mitten im antiken Pompeji zu leben? Mit welchem Luxus umgaben sich seine Bewohner, welche Wandmalereien beflügelten ihre Fantasie bei bacchantischen Gelagen, und welche Kunstwerke waren ihnen heilig? Die reale und virtuelle architektonische Nachbildung eines der prächtigsten Stadtpalais mit seiner kostbaren Ausstattung macht die Ausstellung Pompeji. Götter, Mythen, Menschen zu einer einmaligen Zeitreise.

Statue des Apollon Kitharoedus (Detail), aus der Casa del Citarista, spätes 1. Jahrhundert v. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel

Statue des Apollon Kitharoedus (Detail), aus der Casa del Citarista, spätes
1. Jahrhundert v. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel

Unter der todbringenden Decke aus Asche, Lava und Gestein, die der Vesuv im Jahr 79 n. Chr. über Pompeji schleuderte, überdauerten jahrhundertelang die Reste der ehemals blühenden Stadt am Golf von Neapel. Bei den Ausgrabungsarbeiten ab dem 18. Jahrhundert stellten die Forscher fest, dass beinahe alle Wände der öffentlichen Gebäude, aber auch privater Wohnhäuser mit kunstvollen und farbenfrohen Wandmalereien ausgestattet waren. Die Themenvielfalt reichte von architektonischen und floralen Darstellungen über figürliche Alltagsszenen bis hin zu mythologischen Fresken mit dem beliebten Motiv der göttlichen Liebespaare.

Die Ausstellung im Hamburger Bucerius Forum bietet bis zum 11. Januar die einzigartige Gelegenheit, durch die reichverzierten Räume eines der größten Stadtpaläste Pompejis zu wandern. In Teilen wurde die Casa del Citarista („Haus des Kitharaspielers“),die sich in der Nähe des Forums befand und von der einflussreichen Familie der Popidii über 400 Jahre bewohnt wurde, architektonisch nachempfunden. Das weitläufige Gebäude bestand aus einem öffentlichen Bereich, der dem Hausherrn für seine Geschäfte diente, dem privaten Wohnbereich mit Aufenthalts- und Gelageräumen sowie Wirtschaftsräumen, einem Garten und einer Therme.

orträtbüste einer Frau, aus der Casa del Citarista, claudisch, 41–54 n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel

orträtbüste einer Frau, aus der Casa del Citarista, claudisch, 41–54 n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel

Die kostbaren Wandbemalungen werden in der Ausstellung ebenso wie Marmorsäulen, Skulpturen, Schmuck, Möbel und Gebrauchsgegenstände an dem ihnen im Originalhaus zugedachten Platz gezeigt. Ein besonderes Augenmerk verdient die nahezu lebensgroße Bronzeskulptur eines Apolls mit Kithara, die dem Haus seinen Namen gegeben hat. Mit der prachtvollen Ausführung diente sein Bildnis nicht nur dem Apollokult, sondern zeigte auch den Wohlstand der Familie und dokumentierte die politische Nähe zum Apoll-Verehrer Kaiser Augustus. Zu der Ausstellung ist ein wunderbarer Katalog vom Hirmer Verlag erschienen, der zu einem erschwinglichen Preis von 39,90 Euro einen allumfassenden, bildgewaltigen Überblick über die Exponate, ihre individuellen Geschichten und den historischen Kontext schenkt. um

 

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Ausstellung: Hamburg | Bucerius Kunstforum 27.09.2014 - 11.01.2015
POMPEJI
Götter, Mythen, Menschen
Hg. Ortrud Westheider, Andreas Hoffmann, Michael Philipp
Hirmer Verlag 39,90