Shuvinai Ashoona

Inuit, Frau und Künstlerin

No. 02/2021

Im Jahr 2013 fand in der National Gallery of Canada die weltweit größte Ausstellung zeitgenössischer indigener Kunst statt, mit 80 Künstler*innen aus 60 Ländern und sechs Kontinenten. Zu den damals viel beachteten Werken zählten jene der Inuit-Künstlerin Shuvinai Ashoona, 1961 im nordöstlichen Teil Kanadas geboren.

Shuvinai Ashoona, Audience, 2014, Collection of Paul and Mary Dailey Desmarais III, © Shuvinai Ashoona

Nicht nur Hollywood lernt Diversität. Auch in der Kunst hält seit einigen Jahren die Erkenntnis Einzug, dass Vielfalt unter anderem großes gesellschaftliches und künstlerisches Potenzial besitzt. So wurde auch Shuvinai ­Ashoona entdeckt, die aus einer Inuit-Künstlerfamilie stammt, in der Kunst über mehrere Generationen und durch das Zusammentreffen mit anderen Kulturen eigenständige und autochthone Merkmale und Ausdrucksformen entwickelt hat, die universell begreifbar und erfassbar sind.

Der im Hirmer Verlag erschienene Band Mapping Worlds mit Zeichnungen von Shuvinai Ashoona und kenntnisreichen Begleittexten stellt die Künstlerin verdientermaßen einer breiteren Öffentlichkeit vor. Ihr umfassendes Œuvre, das in der Mainstream-Kunstwelt immer mehr Beachtung findet, entführt uns mit zartem Strich und einer Vielfalt an meist gedämpften Farben in Welten, in denen Alltägliches und Fantastisches, Erlebtes und Erfundenes, Landschaften und allerlei Kreaturen ein eigentümliches Eigenleben bekommen. Als kanadische Inuit, Frau und Künstlerin setzt sich Shuvinai Ashoona nicht nur mit multiplen Identitäten auseinander, sondern hinterfragt gesellschaftliche Perspektiven oder die koloniale Geschichte ihrer Heimat ebenso wie die Komplexität der Welt heute. Relevanter kann zeitgenössische Kunst kaum sein. mir

Cover für Shuvinai AshoonaShuvinai Ashoona
Mapping Worlds
Hrsg. von Gaetane Verna
Text: Englisch / Inuktitut
344 Seiten, 206 Abbildungen in Farbe
Mit Lesebändchen
Hirmer Verlag € 50,-