Senga Nengudi

Reiz der Vergänglichkeit

No. 03/2019

Senga Nengudi ist eine Entdeckung. Bis zum 19. Januar zeigt das Lenbachhaus erstmals ein über fünf Jahrzehnte entstandenes Œuvre, das mit spielerischer Leichtigkeit Bildhauerei, Performance und Tanz verbindet.

Senga Nengudi, Performance Piece, Detail aus einem Foto-Triptychon, 1977, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Sammlung KiCo © Senga Nengudi 2019

Bewegung und die Möglichkeit, diese künstlerisch zu übersetzen, beschäftigen die afro-amerikanische Künstlerin seit den frühen 60er Jahren. Damals studiert sie Tanz und Bildhauerei in Los Angeles, dem Zentrum einer stark politisierten afro-amerikanischen Kunstszene. Während eines Aufenthaltes in Tokio beeindrucken die junge Künstlerin die Verbindung von Pantomime, Tanz und Gesang sowie das frei improvisatorische Arbeiten des Kabuki- und Butoh-T‌heaters nachhaltig. Geprägt vom in Kalifornien vorherrschenden Geist der Minimal Art, entwickelt Senga Nengudi aus einfachsten Alltagsmaterialien wie Nylonstrümpfen, Zeitungspapier und Plastikfolien skulpturale Anordnungen von überzeugender Schönheit. Ungewöhnlich für eine Museumsschau ist, dass alle Arbeiten eher für den Moment als für die Ewigkeit geschaffen sind: Ihre Vergänglichkeit ist ihnen eingeschrieben. Das gilt für die frühen Water Compositions, die im Wind flatternden Stoff-Geister oder die R.S.V.P.-Skulpturen, die aufs Äußerste gedehnte Strumpf‌hosen wie Spinnennetze über die Wand spannen. In choreographierten Performances, die am 15. Dezember und 12. Januar mit Tänzerinnen des Tanztheaters Pina Bausch aufgeführt werden, wandeln sich die filigranen Wandgebilde zu dehnbaren Tanzpartnern. ck

Cover für Senga NengudiSenga Nengudi
Bis 19. Januar 2019
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 39,90