Sachlich neu

No. 02/2024

Zwei runde Geburtstage veranlassen die Reiss Engelhorn Museen zu ihrer Schau Sachlich neu, die bis zum 27. April drei Spitzenfotografen unter einem Dach vereint: das 100. Jubiläum einer Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle, deren Direktor Gustav Friedrich Hartlaub den Begriff Neue Sachlichkeit einführte; und der 100. Geburtstag von Robert Häusser, der damals geboren wurde und dessen fotografisches Werk am kühlen Blick seiner Vorgänger August Sander und Albert Renger­Patzsch ansetzt, diesen aber auch kontrastiert.

Es war die schonungslose Lebenswirklichkeit, die die Künstler der Neuen Sachlichkeit in der Bildenden Kunst ins Blickfeld rückten: Otto Dix und George Grosz, Max Beckmann und Rudolf Schlichter schärften vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges den Blick auf die Realität zwischen sozialem Elend und der Dekadenz der Großkopferten, die sie analysierten und in ihren Bildwerken manifestierten. Die Art der nüchternen Darstellung erfasste auch Fotografen wie August Sander (1876–1964) und Albert Renger-Patzsch (1897–1966), die auf ihrem Gebiet Pionierleistung vollbrachten. Sie beleuchteten in den 1920er und 30er Jahren Menschen in ihrem häuslichen Umfeld oder bei der Arbeit, von der Industrie geprägte Landschaftsräume bis hin zu schnörkellosen Architekturen, wie Ausstellung und Katalog (Hirmer € 39,90) wiedergeben: etwa Sanders ikonische Aufnahmen von Vertretern verschiedenster Berufsstände bis hin zu ästhetischen Industriewahrzeichen wie der Zeche Zollverein und Naturaufnahmen von Renger-Patzsch, die Robert Häusser (1924–2013) ab den 1940er Jahren in seiner Bildästhetik aufgreift und mit magischen Zeitdokumenten wie Elvis oder dem verhüllten Formel-1-Wagen von Jochen Rindt Richtung Gegenwart führt. af

Sachlich neu
Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch & Robert Häusser
Bis 27. April 2025
Museum Peter & Traudl Engelhornhaus, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim

Katalog zur Ausstellung
168 Seiten, 140 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 39,90