Die Frage nach der Vernunft
No. 02/2024
„Was ist Aufklärung?“ fragte bereits 1783 der Pfarrer Johann Friedrich Zöllner in der Berlinischen Monatsschrift, worauf sich unter anderem der Philosoph Immanuel Kant mit einem Aufsatz äußerte, der 1784 in jenem Magazin abgedruckt wurde und als ein Manifest verstanden werden konnte. Das Deutsche Historische Museum nimmt den 300-jährigen Geburtstag Kants zum Anlass, die Frage erneut zu stellen, wobei die Ausstellung über seine Person, sein Werk und seine Zeit hinausgeht und ausführlich die Ende des 17. Jahrhunderts in Europa einsetzende Entwicklung der Aufklärung beleuchtet.
„Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, schrieb Immanuel Kant (1724–1804) in seiner Schrift Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?. Mit dem Zeitalter der Aufklärung verbinden sich zahlreiche Begriffe, gerade im Bereich der Ethik, die bis heute für uns Bestand haben. Allerdings beantwortete der Wahlspruch der Aufklärer, die Vernunft des Menschen als wichtigste Grundlage allen Handelns zu sehen, schon damals nicht alle drängenden Probleme des Jahrhunderts und fachte Diskussionen um Konzepte und Forderungen an. Von den Protagonisten wurden auch Traditionen gefördert, die sich historisch als besonders zerstörerisch, diskriminierend und menschenverachtend erwiesen haben, wie etwa der Rassismus. In der Ausstellung wird die bereits während der Aufklärung einsetzende lebhafte Diskussion wiedergegeben und inspiriert uns, darüber nachzudenken, was wir heute unter Gleichberechtigung, Toleranz und Demokratie verstehen. Sich hierfür „des eigenen Verstandes zu bedienen“, ist immer ein sinnvoller Rat. cv
Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert 18.Oktober 2024 bis 6. April 2025 Deutsches Historisches Museum, Berlin Katalog zur Ausstellung 336 Seiten, 130 Abbildungen in Farbe deutsche und englische Ausgabe Hirmer Verlag € 39,90