Popkultur made in Japan

Vom Holzschnitt zum Manga

No. 02/2016

Katsushika Hokusai, Fischer in Kajikazawa, aus der Serie: Die 36 Ansichten des Fuji-Berges, 1831

Katsushika Hokusai, Fischer in Kajikazawa, aus der Serie: Die 36 Ansichten des Fuji-Berges, 1831, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Das Bedürfnis nach unterhaltsamen Bildergeschichten, die den Nerv der Zeit treffen, schnell lesbar sind und Themen wie Stars, Erotik, Fantasiewesen oder den Alltag aufgreifen, ist kein Phänomen der Gegenwart. Schon im 18. Jahrhundert entstand mit Farbholzschnitten in Japan eine Populärkultur, die mit dem zeitgenössischen Comic, dem Manga, mehr gemein hat, als vermutet.

Utagawa Kuniyoshi, Held im Kampf mit dem Seemonster, 1827–1830 © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Utagawa Kuniyoshi, Held im Kampf mit dem Seemonster, 1827–1830 © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Die Holzschnitte, die im vormodernen Japan entwickelt wurden, waren unmittelbare Reaktionen auf das Konsum- und Vergnügungsverlangen der Stadtbevölkerung. Sie konnten schnell vervielfältigt werden, erschienen in hoher Auflage und waren erschwinglich. Wie heutige Poster heftete man die Blätter mit Darstellungen von Samurai-Helden, gruseligen Monsterwesen und erotischen Szenen an die Wand oder sammelte sie in Alben. Die ersten Comic-Hefte erschienen ab 1775 in Japan, die nach ihrem gelben Umschlag „Gelbdeckelbücher“ genannt wurden. Darin tummelten sich Helden, die in Skandale und Liebesaffären verstrickt waren, einen extravaganten Lebensstil pflegten und als Parodie auf die neureichen Kaufleute der Städte dienten. Zu dieser Zeit ließ der Wohlstand der Bürgerschicht eine neue Freizeitkultur entstehen, die Städter fingen an zu reisen. Geschäftstüchtige Verleger priesen in ihren Reiseführern Farbholzschnitte als „das beste Souvenir für Zuhause“ an, wie das Werk des Künstlers Hiroshige mit der Ansicht der Bucht von Edo. In der zeitgenössischen Popkultur Japans sind Manga fest verwurzelt und ein allgegenwärtiges Massenmedium. Aufgrund der Vielzahl an ästhetischen Elementen, aber auch ihrer Thematik und Intention weisen sie erstaunliche Parallelen zu den historischen Farbholzschnitten auf. Die Hamburger Ausstellung stellt diese spannende Verbindung in den Fokus ihrer Schau und schlägt mit über 200 historischen Exponaten sowie rund 60 japanischen Manga-Büchern einen Bogen vom Farbholzschnitt bis zur modernen Bildwelt des Manga mit Anime-Filmen, Videogames und Cosplay-Kostümen aus dem Manga-Anime-Universum. um

 

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Hokusai x Manga Japanische Popkultur seit 1680 
Bis 11. September 2016 Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Publikation zur Ausstellung 
Hrsg. von Sabine Schulze, Nora von Achenbach, Simon Klingler 
Hirmer Verlag € 29,90