Pappeln in Kirgisien

Die schönste Liebesgeschichte der Welt

No. 01/2022

Manchmal verweisen eine Vielzahl glücklicher Umstände auf ein großes Werk – wie im Falle des Autors Tschingis Aitmatow (1928–2008): 1958 verfasste er seine Novelle als Diplomarbeit, der Dichter Louis Aragon entdeckte sie als „schönste Liebesgeschichte der Welt“, Kat Menschik illustrierte sie für ihre prämierte Buchreihe Lieblingsbücher, und der angehende Maler Said als Protagonist, der die Geschichte erzählt, verbindet am Ende alles: „Selbst heute noch stelle ich mir oft die Frage, ob die Liebe nicht eine Inspiration ist wie die Inspiration des Malers, des Dichters.“

Die Erzählung beginnt in einem kleinen Dorf in Kirgisien im Jahr 1943. Said, damals 15-jährig, bekommt mit, dass sich seine Schwägerin, die verheiratete Soldatenfrau Djamila und der Kriegsinvalide Danijar ineinander verlieben. Er wahrt das Geheimnis dieser verbotenen Verbindung, obwohl er selbst Gefühle für Djamila hegt. Als ihr Ehemann aus dem Krieg zurückkehrt, fliehen die Liebenden, und auch Said verlässt das Dorf, um Maler zu werden.

Die Gesänge Danijars, das Märchenhafte der Sprache und die nostalgischen Bilder, die Aitmatow von der kirgisischen Steppe heraufbeschwört, untermalen die Traditionen und die Verbundenheit zur Heimat – und doch dringen der Krieg und die Zeichen des Wandels durch. Es geht um den Aufbruch in eine neue Welt, den Abschied von der Kindheit, aber auch um Selbstbestimmung, Mut und eine über alles triumphierende Liebe. la

Djamilia
von Tschingis Aitmatow
Übersetzt von Gisela Drohla
Illustriert von Kat Menschik
Gebunden, 102 Seiten
Galiani Berlin € 20,–