Fröhliche Skelette

Wimmelbilder und der Sturm aufs Kapitol

No. 01/2022

Es ist noch nicht so lange her, dass vor allem die US-amerikanische Kunstwelt begonnen hat, die Bedeutung zeitgenössischer lateinamerikanischer Künstler*innen zu entdecken. Zu den Schätzen, auf die man dabei stieß, gehört das Werk des Mexikaners Nicolás de Jesús, der 1960 in der Region der indigenen Nahua geboren wurde und in seiner Bildwelt Gebräuche seiner Heimat mit Erfahrungen in Paris, Jakarta oder Washington verschmelzen lässt.

Nicolás de Jesús, Virus criminal, 2020 © Nicolás de Jesús

Vor allem bekannt ist de Jesús für seine Radierungen auf Amate, einem Baumrindenpapier, wie auch für großformatige Wimmelbilder, auf denen Skelette in der Tradition des Totenfests mit Menschen feiern und für Gerechtigkeit kämpfen – mit klaren Botschaften: Es geht um drängende Fragen unserer Zeit, den Identitätsverlust des Einzelnen über Umweltzerstörung, Menschenrechte und Einwanderung bis hin zum Sturm auf das Kapitol.

Höhepunkte seines künstlerischen Schaffens aus drei Jahrzehnten präsentieren aktuell eine Ausstellung im Neuberger Museum of Art in New York wie auch der Begleitband, die mitunter eine „Herausforderung für die US-amerikanischen und europäischen Parameter zeitgenössischer Kunst“ sind, wie es im Vorwort heißt. Erstaunlich ist dieser Umstand, weil man anzunehmen geneigt war, dass es in den vergangenen Jahrzehnten neben politischen und wirtschaftlichen Beziehungen auch einen kulturellen Austausch zwischen den „Americas“ gegeben haben muss. mir

Cover für Nicolás De JesúsNicolás de Jesús
A Mexican Artist for Global Justice
Hrsg. von Patrice Giasson
Text: Englisch
176 Seiten, 75 Farbabbildungen
Premiumausgabe: Veredelter Einband, 4 große Klapptafeln 
Hirmer Verlag € 39,90