Olmsteds Naturerbe

Eine Fotoreise zu Amerikas Baumgiganten

No. 03/2022

Rot-Ulmen, Scheinakazien, Ahornblättrige Platanen, Japanische Schnurbäume, Amerikanische Weiß-Eichen, Schwarznüsse – die Bäume, die Frederick Law Olmsted (1822–1903) in seinen Landschaftsgärten pflanzte, sind heute Baumriesen. Der New Yorker Fotograf Stanley Greenberg besuchte alle Parkanlagen des vielbeachteten Landschaftsarchitekten und schuf ein beeindruckendes Porträt der Giganten, die so ganz anders sind als ihr Erschaffer, nämlich fest verwurzelt statt umtriebig.

Stanley Greenberg, Fagus sylvatica, Rotbuche, Lake Park, Milwaukee © Stanley Greenberg

Frederick Law Olmsted gilt in den USA als der Vater der Landschaftsarchitektur und begründete prominente Parks, die in großen Städten Amerikas für Erholung sorgen: „Grüne Lungen“ wie den Central Park in New York mit klaren Seen, schmucken Brücken und zerklüfteten Felslandschaften oder das Bostoner Emerald Necklace, eine Reihe von erlebnisreichen Parks, die über elf Kilometer Länge miteinander verbunden sind wie ein „Smaragdkollier“, dessen Beinamen es trägt, oder aber urbane Landschaften in den Metropolen Milwaukee, Buffalo, Chicago und vielen mehr.

Ihre Realisierung erforderte nicht selten langfristige Planungen von der Grundstückserwerbung über das Räumen von Ackerland, den Abriss von Häusern bis hin zur Verlegung von Wasserläufen, wie im Falle von Emerald Necklace. Oder auch den Umgang mit Sumpfgebieten, die in eine Naherholungsfläche umgewandelt wurden mit 300 000 Bäumen und Büschen, wie beim Central Park. Olmsteds großartige Leistung bestand darin, die Landschaftsflächen so anzulegen, dass sie einen Kontrast zum Trubel der Stadt bildeten, mit einer Weitläufigkeit, die allen Bürgerinnen und Bürgern, gleich welcher Schicht, Abwechslung von der Monotonie der linearen Straßenzüge brachte und mit der geschickten Pflanzung von Bäumen und Sträuchern Rückzugsorte in der Natur bot. „Mein Leben lang habe ich die zukünftige Wirkung mitbedacht und den unmittelbaren Erfolg und Beifall dem der Zukunft geopfert“, schrieb er seinem Sohn und prognostizierte, dass „man vor Ablauf von vier Jahrzehnten keinerlei Ergebnisse erzielen kann“.

Heute, 160 Jahre nach seinen Pflanzungen, offenbart sich vielerorts die anvisierte zivilisierte Wildnis als ein lebendes botanisches Museum mit Baumgiganten, die Stanley Greenberg in seinem Band Olmsted Trees ins Licht rückt. Nach Titeln wie Invisible New York, Waterworks und CODEX New York begann er 2019 seine Suche nach den ältesten Bäumen in den Parks von Olmsted, denen er in mit eindrucksvollen Schwarzweiß-Fotografien eine Hommage bereitet: knorrige und gewaltige Geschöpfe, mit ausuferndem Geäst oder emporstrebendem Stamm, fein ziselierter oder grob zerfurchter Rinde, eine Vielfalt an Leben. af

Cover for Olmsted TreesOlmsted Trees
Stanley Greenberg
160 Seiten, 100 Farbabbildungen
Text: Englisch/Deutsch
Hirmer Verlag € 34,90