Südtiroler Spitzenküche
Der Turmwirt im Eisacktal
No. 03/2022
Die Zufahrt zum Turmwirt in Gufidaun sorgt für gewisse Demut: Wer mit einem zu dickbramsigen Auto vorfahren möchte, wird an den engen, historischen Mauern scheitern. Das passt gut, denn große Gesten, angeberisches Ambiente und Showküche liegt der Familie Gassner ebenfalls nicht, dafür bietet sie herausragende Kochkunst, herzliche Gastfreundschaft und eine entspannte Atmosphäre.
In Gufidaun bewegt man sich auf historischem Gebiet. Das über Klausen gelegene Dorf war bereits 2000 v. Chr. besiedelt. Von der Brennerautobahn kommend, dauert es nur wenige Minuten, bis man über eine gewundene, steil bergaufführende Straße direkt im Schlaraffenland landet. Der Turmwirt empfängt uns zur späten Mittagsstunde mit einer hausgemachten, köstlichen Limonade aus Lavendel und Himbeeren und dem – ebenfalls fatto in casa – täglich frisch gebackenen Nussbrot. Die Speisekarte ist klein, fein und variiert täglich, wie uns die Wirtin Maria Gassner freundlich erklärt. Die Vorspeisen, Dreierlei Knödel (Brennnessel-, Rote-Bete- und Käspressknödel € 14,–) und Saures Rindfleisch, das lauwarm mit Zwiebeln mariniert ist (€ 13,– ), sind optisch wie geschmacklich absolute Highlights, die kaum zu toppen sind – dachten wir. Bis wir den Hirschrücken mit Schüttelbrot-Nusskruste und Gemüsegröstl (€ 29,–) sowie Geschmorte Kalbswangen auf Selleriepüree und Gemüse (€ 26,–) probierten. Hand aufs Herz: Selten, vielleicht noch nie, haben wir ein köstlicheres Fleischgericht gegessen. Bei unserem nächsten Besuch werden wir als Dolci das lauwarme Mohntörtchen (€ 9,50) wählen – sofern auf der Karte –, und vor allem wollen wir, statt weiterzuhetzen, im „Dorf auf den sieben Hügeln“ übernachten. Dann steht einer eingehenden Widmung der verlockenden Weinkarte auch nichts im Wege.
Restaurant Turmwirt Familie Gassner Gufidaun 50, I-39043 Klausen www.turmwirt-gufidaun.com Mo + Do bis Sa 12–14.30 und 17.30–20.30 Uhr So 9.30–14.30 und 17.30–20.30 Uhr